- Textauszug -

Möglichkeiten für Einsame

von Adolf Koch

 

Ein Naturist, der in einer Mittel- oder Großstadt lebt, kann naturgemäß unter einer größeren Anzahl von FKK-Möglichkeiten wählen als ein Naturist, der in einem Dorf oder kleinen Stadt wohnt. Im ersten Fall stehen meist zu allen Jahreszeiten FKK-Bade- und Schwimmabende, Turn-, Sport- und Gymnastikveranstaltungen, sowie Saunen neben Geländemöglichkeiten offen.

Leider ist es aber noch oft üblich, dass Vereine diese Einrichtungen nur ihren organisierten Mitgliedern zur Verfügung stellen. Auswärtigen Einzelgängern, die aus vielerlei Gründen sich nicht vereinsmäßig binden oder organisieren können, ist die gelegentliche Teilnahme sehr erschwert, zumal dann, wenn Wohnort und FKK-Möglichkeit weit von einander entfernt liegen.

Sind diese einzelnen auswärtigen Naturisten über 35 Jahren alt und auch noch » unbeweibt «, wird aus ästhetischen und moralischen Gründen die Teilnahme fast immer verwehrt. Dabei hätten diese einsamen Naturisten zur Erhaltung ihres organischen und seelischen Gleichgewichtes eine gesunde und natürliche FKK-Atmosphäre am nötigsten.

Der Mensch auf dem Lande ist ständig und unmittelbar mit seiner Umgebung verhaftet. Er ist über alles unterrichtet, was vorgeht - und alle Dorfbewohner über ihn, wogegen in größeren Städten FKK-Mitglieder leicht anonym bleiben können.

Das moralische Ideal des Naturismus ist den meisten Nachbarn fremd, bzw. wird durch sensationell gefärbte Presseberichte und Pseudo-FKK-Filme verzerrt.

Die Raumenge im kleinen Ort mit ihren unvermeidlichen Berührungspunkten ergibt (wenigstens nach außen hin) die Notwendigkeit eines »anständigen« Moralgefühls.

Naturisten können nur dann in der Öffentlichkeit zu ihrer Überzeugung »Ja« sagen, wenn sie wirtschaftlich unabhängig von ihrer Umgebung sind. Im ländlichen Frieden würde es aber dennoch Lärm geben. Außerdem könnten es nur Naturisten sein, deren Gesamthaltung vom moralischen FKK-Ideal erfüllt ist.
Unmöglich ist das nicht: Dr. Walter Fränzel hat es in der Lüneburger Heide bewiesen.

Aber auch ehemals naturistenfeindliche Orte werden fkk-neutral oder nacktheitsbejahend, wenn der Naturismus materielle Gewinne verspricht.

Beispiele:
Die Nordseeinseln, das Glüsinger Gelände und viele an Bauerngehöfte angrenzende FKK-Gelände. Hier können zu allen Jahreszeiten auch einsame Naturisten aus ländlichen Bezirken ihren Urlaub oder die Wochenenden verleben.

Gekürzte Fassung aus: » Humana « - Ausgabe 18 - 1967

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