Heinrich Pudor

Geboren am 31. August 1865 in Dresden-Loschwitz
Gestorben am 22. Dezember 1943 in Leipzig
Heinrich Pudor gilt als »Vater der Freikörperkultur«


Pudor studierte in Leipzig und Heidelberg, wo er seinen »Dr.phil.« machte. Owohl Pudor diesen Titel sein ganzes Leben lang getragen hat, schickte er sein Diplom 1893 an die Universität Heidelberg, die er „Rumpelkammer” nannte, zurück.

Unter dem Pseudonym „Heinrich Scham” (= eingedeutscht für seinen Nachnamen) publizierte er 110 Schriften, u.a.
• » Lehre vom Kunstschaffen « (1891)
• » Geschlechtsleben und Ehe « (1907)
• » Heimbaukunst « (1913)

Nach jahrelangem herumirren „erfindet” Heinrich Pudor schließlich die »Nacktkultur«.

Zitat:
„Die moderne Zivilisation hat sich von der Natur unzuläßig entfernt; wer Nacktheit mit Lüsternheit gleichsetze, sei ein doppelbödiger Spießer; und wenn der Körper von der Sklaverei der Kleider befreit sei, käme der Mensch quasi automatisch zu besserer Befindlichkeit, die als ethisch hochstehend, als »rein« im althergebrachten Sinne zu verstehen ist.”
...
„Dann legte ich die Kulturkleidung ab und kleidete mich folgendermaßen: Sandalen, weiße Kniestrümpfe, ein kurzes leinenes Höschen, Hemd und ein weißflanellener Kittel, von einem Lederriemen zusammengehalten; keine Kopfbedeckung. Das war die Lichtgestalt Heinrich Scham. Denn auch meinen fremdländisch klingenden Namen legte ich ab und nannte mich verdeutscht »Scham«. Auch meine Frau musste die Kulturkleidung ablegen und trug ein von mir entworfenes, ganz einfaches Reformkleid... Hierbei war ich natürlich von Meister Diefenbach beeinflußt, der vor mir zur Reformkleidung übergegangen war. Bezüglich der Nacktkultur war ich von diesem und Johannes Guttzeit, sowie von Arnold Rikli in Veldes (Krain) beeinflusst... Ich geriet nun immer mehr in die »Nacktkultur« hinein. Es war mir klar, dass in hygienischer Beziehung die Kleider, namentlich die wollenen Kleider, ein großes Übel seien. Rückkehr zur Natur, dem Rufe J.-J. Rousseaus folgend, wurde die Parole...”
Aus:
Heinrich Pudor - Mein Leben. Kampf gegen Juda und für die arische Rasse. Leipzig, Selbstverlag 1939-41 in 14 Lieferungen.

Um Malerei zu studieren, geht Pudor zeitweilig nach England. Pudor verfaßt ein Buch mit dem Titel »Die neue Makrobiotik«, welches, wie zuvor »Deutsche Ideale«, nie veröffentlicht wurde.
Er gerät immer mehr in lebensreformerische Bahnen, wird Mitarbeiter an der Zeitschrift »Unverfälschte deutsche Worte« des österreichischen Antisemiten Georg Ritter von Schönerer und gibt seit 1906 — er wohnt jetzt in Berlin-Steglitz — die Zeitschrift »Kultur der Familie« (mit dem Untertitel »Illustrierte Monatsschrift für die wirtschaftlichen, sozialen, geistigen und künstlerischen Interessen der Familie«) heraus.

Daneben nehmen Deutschtümelei und Antisemitismus (er ist beeindruckt von Wagners Schrift »Das Judentum in der Musik«), einen immer breiteren Raum in seinen Schriften ein.
So jedenfalls stellt er es in seinen bereits genannten, unvollendet gebliebenen Lebenserinnerungen dar, denn auch er wird vom Dritten Reich nicht wie erhofft anerkannt.

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