Lotte Herrlich

Lotte Herrlich
geboren:
gestorben:
1883 in Chemnitz
1956 in Eutin


Die Lichtbildnerin Lotte Herrlich (ihr richtiger Vorname lautete: Olga Clara Katharina) verbrachte einen großen Teil ihres Lebens in Hamburg.

Um einen ersten Einblick in ihr Schaffen zu erhalten, sei an dieser Stelle Giselher Spitzer zitiert, der in seiner Dissertation „Der deutsche Naturismus” u.a. schreibt:
„So hat das neue künstlerische Medium der Photographie dem Naturismus viel zu verdanken: Die Lichtbildnerin Lotte Herrlich ist augenscheinlich von der Zeitschrift »Die Schönheit« entdeckt worden - Herrlichs Oevre besteht bis 1921 (!) aus rund 1000 Kinderbildern und 900 Aktphotographien.”

Daneben sei noch erwähnt, dass noch zahreiche Fotos, z.B. Landschaftsmotive hinzukamen. Die Begriffe Beruf(ung) und Bienenfleiß sind hier also sicher nicht fehl am Platze.

Im Jahre 1921 schreibt sie an ihren Herausgeber Giesecke u.a. folgendes:
„... und als ich auch in die Geheimnisse der bildmäßigen Landschaftsphotographie eingedrungen war und einige kleine Erfolge zu verzeichnen hatte, wagte ich mich an das Höchste und Schwerste: den Akt. Gleich meine ersten Versuche, die Halbsilhouetten »Flötenbläser« und »Eitelkeit« - erwarb die »Schönheit«. Weitere folgten und bald war ich in der Lage, drei Sammelmappen mit Akten erscheinen zu lassen und drei Postkartenserien mit Kinderakten ... in erster Linie ist die Gestalt des reifen Menschen in ihrer vielseitigen interessanten Schönheit, die mich zu ernsterer Arbeit anregt ... an Modellen hat es mir dazu nie gefehlt, man brachte mir viel Vertrauen entgegen, und seltsamerweise gerade in gebildeten, vornehmen Kreisen weit mehr als von Seiten der Berufsmodelle, die ich aber auch bald ganz ausschalten konnte ... und wenn es auch nicht immer leicht ist, sich in Stellungen und Beleuchtungen nicht zu wiederholen, besonders, da ich nicht über ein Atelier verfüge, sondern die längste Zeit des Jahres nur auf zwei wenig große Zimmer angewiesen bin, so werde ich doch nicht müde werden, die liebliche, keusche Anmut des Mädchenkörpers, die kraftvolle, interessante Schönheit des muskolösen Männerkörpers mit Hilfe meiner Kamera darzustellen.”

Das Vorwort zu dieser Selbstdarstellung schrieb im übrigen Magnus Weidemann, ein Zeitgenosse und ein mindestens genauso bekannter (Akt-)Fotograf, dessen Bilder in Thematik und Stil oft nahezu verwechselbar mit denen von Lotte Herrlich sind.

Karl Toepfer, Professor der Theaterkunst in den USA, widmete Lotte Herrlich in seinem hauptsächlich dem Tanz gewidmeten Buch „Empire Of Ecstasy” ein ganzes Kapitel. Er stellte die Fotografin dem Worpsweder Künstler Heinrich Vogeler (1872-1942) entgegen, der nackte Körper meist malerisch und nicht im Lichtbild festhielt.

Das Hauptinteresse an der Aktstudie erwuchs bei Lotte Herrlich nach der Geburt ihres Sohnes Rolf, den sie in allen Stufen des Erwachsenwerdens im Bild festhielt: „Rolf. Ein Lied vom Werden in 30 Naturaufnahmen”

Andere bekannte Werke sind:

• „Edle Nacktheit“ (3. Band)
• „Die Aktphotographie“
• „Neue Aktstudien“
• „In Licht und Sonne“
• „Akt - Kunst“
• „Seliges Nacktsein“ (2. Band)
• „Das Weib“
• „Der weibliche Akt“
• „Der Kinderakt und Anderes“
• „Kinder am Wasser“
• und viele weitere


Einige Bilder von
Lotte Herrlich

Sonderband »Lotte Herrlich« der Zeit-
schriftenreihe „Die Schönheit” aus
dem Jahr 1922.
„Rolf - Ein Lied vom Werden” (1924)
Akt- und Naturaufnahmen von Lotte
Herrlichs Sohn Rolf, von der Kindheit
bis zum jungen Mann.
Ein sehr persönliches Buch.
„Kinder am Wasser” (1932)
30 Naturaufnahmen am Wasser.
„Edle Nacktheit” - Band 1 „Edle Nacktheit” - Band 2


Außerdem erschienen Bilder von Lotte Herrlich in Veröffentlichungen wie „Mann und Weib“, einigen „Urania“-Bänden und natürlich in der „Schönheit“, sowie in anderen FKK-Magazinen, auch nach dem 2. Weltkrieg.
Wir werden also immer irgendwo auf eines ihrer so zahlreichen Bilder stossen, die - wie anfangs schon erwähnt - durchaus nicht immer naturistischer Natur sind, sondern auch Portraits, Tiere, Landschaften und bekleidete Personen, vor allem „kleine geliebte Leutchen“ zum Motiv haben.

 

Text: Michael G.

Mit Quellen aus:
Giselher Spitzer: „Der deutsche Naturismus“, 1983
Verlag der Schönheit: Lotte Herrlich - Heft 4, 1921
Karl Toepfer: „Empire Of Ecstasy“, 1898
Lotte Herrlich, „Seliges Nacktsein“, 1926

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