Prerow
- historisches -
Freikörperkultur als friedliche Revolution
Es begann in den frühen 1950er Jahren in Prerow auf der Halbinsel Darß ... immer öfters erblickte man in den Sommermonaten unbekleidete Personen am Strand - ganz nackt. So genannte „Personen, die der Freikörperkultur sympathisch gegenüberstehen”. Also wurde der Leiter des Volkspolizei-Kreisamtes Teltow mit den offiziellen Ermittlungen beauftragt, was diesem überhaupt nicht recht war, denn unter den vielen Nackten befanden sich auch zahlreiche „Genossen der Partei”.
Ein Umstand, der die Oberen des Ministerium des Inneren der Deutschen Demokratischen Republik jedoch nicht sonderlich störte und anordnete, die »Sittenstrenge« am Strand wieder durchzusetzen., denn diese Nacktkultur sei ein „gefährliches Sektierertum” und man sah einen Zerfall von Sitte, Moral und Anstand durch diese „imperialistische Dekadenz”.
Willi Seifert (01.10.1915 - 30.01.1986), stellvertetender Minister des Innern (MdI) der DDR und stellvertretender Chef der sächsischen Polizei, war sogar der Auffassung, dass es den Nackten nur um die „sexuelle Befriedigung” ginge.
Willi Stoph (09.07.1914 - 13.04.1999) von 1952 bis 1955 Minister des Innern (MdI) der DDR verbot gleich zu Beginn seiner Amtszeit an weiten Teilen der Ostseeküste das Nacktbaden und wies dabei auf die „Verordnung über das Badewesen” aus dem Jahr 1942 hin. Ein Verbot, welches die DDR-Bürger jedoch absolut nicht störte - sie leisteten nackten Widerstand. Auf ihr „Fehlverhalten” hingewiesen, warfen sie sogar einen bekleideten FDGB-Funktionär (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) ins Wasser.
Wahrscheinlich im Sommer 1953 (ein genaues Datum gibt es leider nicht) entstanden die „Kameruner Feste”, auch kurz „Kamerun-Fest” genannt. Minimalistisch mit einem Baströckchen bekleidet und mit einer gewissen „Kriegsbemalung” verziert, wurden zu Ehren eines zuvor gewählten Häptlings Tänze aufgeführt.
Um nicht von der Volkspolizei überrascht zu werden, wurden Türme (zumeist aus Treibholz) errichtet, von welchen man Ausschau hielt. Näherten sich die (bekleideten) „Gegner”, ertönte ein Signal und die Nackten liefen ins Wasser.
Karl Maron (27.04.1903 - 02.02.1975), Chef der Volkspolizei von 1950 bis 1955 und Minister des Innern von 1955 bis 1963, war aufgebracht und zürnte 1954: „Die Kameruner Feste stellen in höchstem Maße eine Schmähung der Sitten und Gebräuche der Negervölker dar.”
- Der »nackte Kampf« ging jedoch unbeirrt weiter, so wurden von den Kameruner Festen Postkarten erstellt, die schnell zu Kultobjekten (nicht nur damals) wurden.
- Schilder, die das Nacktbaden verboten, wurden immer wieder sofort abmontiert.
- Männer badeten nur mit einer Krawatte bekleidet - um die Regierung zu verspotten.
Bilder:
2
3
4
5zurück
6
• Bilder 1 bis 5 wurden mir freundlicherweise von privat zur Verfügung gestellt.
• Bild 6 wurde bereits mehrfach ohne Angabe des Urhebers veröffentlicht.
Quellen:
• DER SPIEGEL 27/1995 - Seite 69
• Es gab einmal eine bessere Zeit... (Kerstin Steinbach)
• Internet
• Spiegel Online - 10.06.2008
Hinweis:
Zeitangaben zu oben erwähnten Personen beziehen sich nur auf die Amtszeit bezugnehmend zum Inhalt dieser Seite.