Essays

Diese Seite drucken

Nacktwandern
unterwegs auf schmalem Grat

von Evely Schwarzenbach

Maturaarbeit - 24.10.2011

Inhaltsverzeichnis

1.  Einleitung
    1.1  „Nacktwandern”?
    1.2  Ziel
    1.3  Ausgangslage

2.  Eine kurze Geschichte unserer Körperlichkeit
    2.1  19. Jahrhundert – Einsamer Höhepunkt in der Geschichte der Prüderie
    2.2  „Das nervöse Zeitalter” - Die Jahrhundertwende 1900
    2.3  Lebensreformbewegung
      2.3.1  Nacktkulturbewegung
    2.4  Die Nazis und die Nackten
    2.5  FKK nach dem zweiten Weltkrieg
    2.5  FKK heute

3.  Nacktwandern
    3.1  Treffen mit zwei Nacktwanderern
    3.2  Was ist Nacktwandern?
      3.2.1  Wie die „Szene” aufgebaut ist
      3.2.2  Nacktwandern nicht gleich „normale” FKK

4.  Der Fall Appenzell
    4.1  Was genau geschah
    4.2  Verbot im Kanton Appenzell
    4.3  Umstrittener Rechtsfall
    4.4  Medienpolemik
    4.5  Positive Folgen der Vorfälle im Alpstein

5.  Ein Selbstversuch

6.  Nacktwanderweg in Wald
    6.1  Welche Vorteile bringt ein solcher Weg?
    6.2  Reaktion der Medien
      6.2.1  Die Reaktion des Tages-Anzeigers
      6.2.2  Weitere Reaktionen
      6.2.3  Fazit zum medialen Interesse
    6.3  Reaktion der Bevölkerung
      6.3.1  LeserInnenkommentare im Internet
      6.3.2  Ironie der LeserInnenbriefseite im Tages-Anzeigers
    6.4  Online-Umfrage
      6.4.1  Resultate
      6.4.2  Fazit der Online-Befragung
    6.5  Befragung in Wald: Reaktionen vor Ort
      6.5.1  Resultate
      6.5.2  Zusammengefasste Reaktionen in Wald

7.  Fazit
    7.1  Rückblickend

8.  Danksagung

9.  Nachweise / Quellenangaben
Recht herzlichen Dank an Evelyn Schwarzenbach für die Erlaubnis ihre Maturitätsarbeit 2012
(An der Kantonsschule Zürcher Oberland Wetzikon) im FKK-Museum veröffentlichen zu dürfen.


»Die Matura oder Maturität (lat. maturitas „die Reife”) ist die Reifeprüfung nach einer höheren
Schulausbildung. Zugleich bezeichnet sie den damit erworbenen Schulabschluss.«
Info: Wikipedia

1. Einleitung

1.1  „Nacktwandern”?

„Nacktwandern” als Thema für eine Maturitätsarbeit sorgt sowohl in der Schule als auch bei Freunden oder Verwandten für Aufsehen und die erste Frage lautet immer, wie man denn auf die Idee komme, über das Wandern im Adamskostüm zu schreiben.

Im Vordergrund stand mein Vorsatz über ein Thema zu schreiben, zu dem noch nicht viele Untersuchungen und Studien existieren. Auf diese Weise erhoffte ich mir, selbst etwas entde-cken zu können und mich direkt ins Thema zu vertiefen – nicht ausschliesslich durch den Fil-ter sachkundiger Bücher meine Informationen zu erhalten.

Ein weiterer Grund ist die Aktualität. Nacktheit in aller Öffentlichkeit ist in unseren Medien immer wieder ein Thema und besonders auffällig. Vor rund drei Jahren gab es Vorfälle im Alpstein des Kantons Appenzell-Ausserrhoden, wo viele Schweizer, darunter auch ich, das erste Mal von Nacktwanderern gehört haben. Nackte Wanderer wurden gesehen und empörte Wanderer in Kleidern erstatteten Anzeige gegen diese „dreckigen Blüttler”. Dies sorgte für heftige Reaktionen in den Medien.

Für die damaligen Reaktionen konnte ich nicht viel Verständnis aufbringen, denn obwohl ich keine Naturistin bin, vertrete ich die Ansicht, dass der Mensch sich die Freiheit nehmen darf, zumindest auf einem einsamen Wanderweg und ohne sexuelle Hintergedanken, sich so zu kleiden oder eben nicht, wie er sich wohl fühlt.

Zu guter Letzt, wahrscheinlich der Hauptgrund der Wahl dieses Themas, war meine Neugier, die Hintergründe des Nacktwanderns herauszufinden. An der Sache dran zu sein, um zu se-hen, was hinter der Darstellung des Nacktwanderns in den Medien steckt und herauszufinden, wer diese Nacktwanderer wirklich sind und was für sie Sinn und Zweck des Nacktwanderns ist.

nach oben

1.2  Ziel

Anstatt das Nacktwandern nur durch den Medienfilter anzuschauen, möchte ich einen Blick hinter die Kulissen werfen. Um eine möglichst umfassende Betrachtung des Phänomens Nacktwanderer in der Schweiz darstellen zu können, sollen fünf verschiedene Blickwinkel berücksichtigt werden.

1. Zu Beginn soll die Nacktheit aus geschichtlicher Perspektive beleuchtet werden. Wie hat sich in der Entwicklung der gesellschaftlichen Normen und Moral die Bedeutung des Nacktseins gewandelt und welche Aufmerksamkeit wurde der Nacktheit in der Vergangenheit geschenkt?

2. Aus der Perspektive der Nacktwanderer selbst soll gezeigt werden, was für erprobte Naturisten der Reiz am Nacktwandern ist, wie sie die Aufmerksamkeit der Bevölke-rung wahrnehmen und welche Tatsachen durch die Medien falsch dargestellt werden.

3. Die dritte Anschauung beschreibt meinen Selbstversuch und die Frage, ob das von den Nacktwanderern beschriebene Erlebnis der Natur wirklich wahrgenommen werden kann und wie bekleidete Passanten reagieren.

4. Wie wird das Nacktwandern in den Medien dargestellt? Wie gross ist das mediale Interesse und wie kommt dieses zustande? Diese Fragen sollen ebenfalls beantwortet werden.

5. Als letzter Punkt wird die Bevölkerung thematisiert: Welches Bild hat sich die Gesellschaft von den nackten Wanderern gemacht und wie hat es sich in den letzten Jahren gewandelt?
Abgesehen vom Selbstversuch habe ich mich bemüht, das Nacktwandern objektiv anzuschauen und nicht zu werten.

Diese Arbeit ist kein Plädoyer für das Nacktwandern oder für Nacktwandernde, vielmehr möchte ich aufklären, wodurch das Verständnis für Nacktwanderer gefördert würde. Erst durch das Verständnis kann mehr Akzeptanz erzeugt werden.

nach oben

1.3  Ausgangslage

Selbst wenn es angesichts der plötzlichen Medienpräsenz vor drei Jahren scheint, als wären die Wanderer im Adamskostüm vom einen auf den anderen Tag aufgetaucht, so ist dem in Wahrheit nicht so. Die Nacktheit und die damit verbundenen sittlichen und gesellschaftlichen Normen und Richtlinien ziehen sich durch die Geschichte. Je nach Zeitgeist und Kultur gilt es andere Regeln zu beachten, und werden sie nicht befolgt, sorgt das für Aufruhr und Protest in der Bevölkerung.

Zum Einstieg in meine Arbeit werde ich einen kurzen Abriss der Geschichte des Nacktseins und der FKK-Bewegung aufzeigen, wobei ich mich auf die Zeitspanne von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute beschränken möchte.
Der Einblick soll zudem ein Gefühl dafür vermitteln, welche Rolle die Nacktheit generell in unserer Gesellschaft innehat und dadurch die heutigen Entwicklungen verständlicher machen.

nach oben

2.  Eine kurze Geschichte unserer Körperlichkeit

Wie ist die Freikörperkultur entstanden und wie hat sie sich bis heute entwickelt? Die Nacktkultur ist vordergründig deutschen Ursprungs. Sie hat sich allerdings in andere geografisch nahegelegene Staaten wie die Schweiz ausgebreitet. Dies beweisen die Licht- und Luftkuren auf dem Monte Verità, die während des Ersten Weltkrieges weiter durchgeführt werden konnten, als die Freikörperkultur rundherum erstarrt war.(1)

Vor allem während zwei Perioden im letzten Jahrhundert wurde der Bereich, in dem Nacktheit in der Gesellschaft anerkannt und toleriert wurde, erheblich erweitert. Der eine Schub erfolgte nach dem ersten Weltkrieg, der vor allem in Deutschland grosses Ausmass annahm. Der andere war im Zuge der 1968er-Jahre, als die Jugend dazu aufgerufen wurde, die unverständliche Sexualmoral und die Tabus zur Nacktheit beiseite zu legen.

Ich möchte nun aufzeigen, wie es zu diesen beiden Schlüsselereignissen gekommen ist und welche weitreichenden Folgen sie hatten.

nach oben

2.1  19. Jahrhundert – Einsamer Höhepunkt in der Geschichte der Prüderie

Im 19. Jahrhundert wurde der Adel mit der fortschreitenden Industrialisierung und den Folgen der Französischen Revolution seines vorherrschenden Standes von dem immer reicher werdenden Bürgertum allmählich abgelöst. Während der Adel seinen Status im Geschlechtsnamen trug, hob sich das Bürgertum mit ihren vornehmen und würdetragenden Kleidern von den Arbeitern und Bauern ab.(2) Wie der französische Historiker in seinem Buch über die Geschichte des Schamgefühls festhält, war „das individuelle Schamgefühl (…) eigentlich ein Kennzeichen des Bürgertums.”

Mit der Vorherrschaft des Bürgertums und dem Siegeszug des Kapitalismus wurde Tugend und die Zurückhaltung von Leidenschaft grossgeschrieben, denn für geistige Vitalität und Arbeitswille sei eine „mehr als gemässigte geschlechtliche Befriedigung”(3) unvermeidbar. Da damals Nacktheit mit Lust gleichgesetzt wurde, musste die Kleidung dafür sorgen, dass von der verführerischen Nacktheit am besten nichts zu sehen war.(4)

Bald war es nicht nur moralisch verwerflich, seine Arme oder gar Bein zu zeigen oder die neuetablierte Unterhose nicht zu tragen, es wurde auch per Gesetz verboten. Doch selbst wenn von der Frau eine Unterhose getragen wurde und ihr Kleid mindestens über die Knöchel reichte, hatte sie mit Einschränkungen zu rechnen, wie beispielsweise dem Verbot, das obere Abteil des Pferdedroschken zu betreten.(5) Sogar beim Turnen oder beim Eiskunstlaufen durf-ten die Beine auf keinen Fall gespreizt werden. Durch die Verbote, die harten Strafen und nicht zuletzt den ständigen Warnungen von Ärzten, dass jegliche Art von Befriedigung aufgrund ihrer schwerwiegenden Folgen tunlichst zu unterlassen sei,(6) wurde das Schamgefühl verinnerlicht. So schämte man sich nicht nur in der Öffentlichkeit für seine Nacktheit, sondern auch beim umziehen, waschen und baden.(7) In einem Mädchenkalender aus dem Jahr 1884 wurde geraten, beim Baden „etwas Sägemehl auf das Wasser” zu streuen, „damit Dir der peinliche Anblick Deiner Scham erspart bleibe”.(8) Symbolisch für die damalige Verklemmtheit der Gesellschaft ist das Korsett. Um ca. 1840 wurde es für Frauen in gehobenen Schichten unabdingbar.

Ein Begriff, der für dieses Jahrhundert eine prägende Bedeutung hat, ist die Doppelmoral: Auf der einen Seite war eine strenge Sittenlehre der prüden Gesellschaft gegen den aufreizenden Körper. Auf der anderen Seite gab es da eine florierende Prostitution und die Entstehung des Aktfotos, wobei dieser Begriff oft nur eine schöne Umschreibung für Pornografie war. Die braven Bürger, die ihre Tugenden in ihrem eigenen Haus und vor der Öffentlichkeit lebten, konnten sich so am Abend auf den Strassen vergnügen.(9)

nach oben

2.2  „Das nervöse Zeitalter” - Die Jahrhundertwende 1900

Die Industrialisierung brachte aber nicht nur eine aufsteigende bürgerliche Klasse hervor, mit ihr begannen auch die Verstädterung und die Urbanisierung. Die Arbeit auf dem Lande war gegenüber den grossen Fabriken in den Städten nicht mehr konkurrenzfähig, weshalb viele ehemalige Händler, Bauern und Handwerker gezwungen waren, in die Städte zu ziehen. Entsprechend wurde zentrumsnahe Wohnfläche immer gefragter und die kleinen, dunkeln und feuchten Mietkasernen für die Arbeitergesellschaft immer teurer.

Die Folge davon ist eine allgemeine Beeinträchtigung der Lebenshaltung und ein Zusammendrängen der Menschen mit geringen Einkommen in engen und billigen Wohnungen. Zwei Drittel, in einigen Grossstädten wie Berlin oder Breslau sogar fast drei Viertel aller Einwohner hausten in Ein- oder Zweizimmerwohnungen.”(10)

Die Wohnsituation war nicht nur wegen der knappen Wohnfläche bedrückend, auch fehlte eine ausreichende Belich-tung und Belüftung. »Wo die Sonne nicht hinkommt, kommt der Arzt hin! Oder der Tod«, sagte der Volksmund.(11)
Man wohnte entweder in Kellerräumen, wo es feucht und dunkel war, oder in Dachstuben und Mansardenwohnungen, wo es zu heiss war. Die Öfen verbreiteten stickige, verschmutzte Luft und wärmten im Winter trotzdem zu wenig. Es gab keine Aborte mit Wasserspülung, sondern nur Senkgruben, deren Inhalt im Boden versickerte und anschliessend bei höheren Temperaturen mit ihren Ausdünstungen die unteren Geschosse verpestete.

Neben der prekären Wohnsituation kam hinzu, dass die Arbeiter während der täglichen und nächtlichen Schufterei in den dunklen Fabriken giftige Stoffe einatmeten, und das zu einem Lohn, der gerade knapp zum Überleben reichte. Angesichts des gestressten Lebens der Grossstädte ohne jede Sinnlichkeit in einer tief prüden Gesellschaft machte sich grosse Unzufriedenheit breit.(12) Der „Schrecken der Moderne” hatte Einzug gehalten.

nach oben

2.3  Lebensreformbewegung

Dieser Schrecken machte eine Lebensreformbewegung mit grosser Gefolgschaft möglich. Unter der Lebensreformbewegung von der Jahrhundertwende bis zum ersten Weltkrieg versteht man ein Geflecht von vielen einzelnen Bewegungen wie beispielsweise dem Vegetarismus oder eben auch der Nacktkulturbewegung. Alle hatten das gleiche Ziel: Der Mensch zurück zu seinem Ursprung zu führen, indem man ihm das wohltuende Freiheitsgefühl in der Natur zeigte. Die durch die miserablen hygienischen Zustände hervorgerufene Entfremdung vom Menschsein, soll aufgehalten werden. Es war eine Bewegung, die sich der „modernen” Entwicklung in der städtischen Gesellschaft entgegensetzte, und gleichzeitig war ihre Philosophie selbst völlig modern.(13)

2.3.1  Nacktkulturbewegung

„Die Suche nach besseren, gesünderen und natürlicheren Lebensformen führte gradlinig zur Geburtsstunde der Nacktkultur.”(14)

Die Nacktkulturbewegung setzte erstmals die Nacktheit nicht mit Erotik gleich. „Natürlich statt sündhaft sollte Nacktheit sein.”(15) Einerseits war es der medizinische Aspekt, der für die Nacktheit sprach. Viele Ärzte empfahlen damals, zur Erholung vom hektischen Alltag ein sogenanntes Licht- oder Luftbad zu besuchen. „Sie hätten aus hygienischen Gründen die Aufmerksamkeit auf jenen Teil des Körpers gelenkt, welcher der Nacktkultur am wichtigsten war – die Haut, das reine Luftorgan.”(16) Laut der Philosophie der Nacktkultur sollte man so oft wie möglich nackt sein, um die Energie des Lichtes mit der Haut aufnehmen zu können. Auch beim Sport und der Gymnastik sei es vorteilhaft, wenn die Bewegungsabläufe nicht durch einengende Kleidung behindert werden.

Die Kleidung soll die Bewegungen nicht beeinträchtigen – damit war die Reformmode, die Kleidung ohne Zwänge, geboren.(17) Nicht mehr die Kleidung soll dem Körper die Form geben, sondern der Körper gibt der Kleidung die Form. Dabei war auch das Korsett betroffen, das laut den Medizinern „eine Vergewaltigung innerer Organe” sei. Es sei ein Mittel, die Frau körperlich hilflos und sie somit dem Manne untergeordnet zu lassen. Die Reformkleidung war somit auch einer der ersten Schritten in der Emanzipation der Frauen.(18)

Auf der anderen Seite zählte nicht nur der medizinische Aspekt, sondern vor allem bei der Jugendbewegung ging es auch darum die Freiheit und die Natur auf die natürlichste Weise zu geniessen, also nackt. Der Wandervogel, ein 1901 gegründeter Verein, war eine Möglichkeit für junge Leute dem schwierigen Alltag zu entkommen, sich in der freien Natur zu bewegen und „auszutoben”. Bald wurde es im Wandervogel üblich, sich bei Rasten nackt auszuziehen und im „Lichtkostüm” im nächsten See oder Fluss baden zu gehen. Oder wie Charly Strässer 1926 formulierte:

„Der Wandervogel war es, der sich losriss aus den Ketten, die den jungen Menschen fesselten. Er stürmte hinaus in die Natur, um dort zu finden, was er im Banne der Grossstadt nicht fand, abenteuerliche Freiheit anfänglich, sich selbst dann, (…) einen neuen Lebensstil, seine eigenen neuen Kulturformen.”(19)

Nach dem ersten Weltkrieg entwickelte sich die Lebensreformbewegung weiter und erhielt in vielen Bereichen infolge des Kriegserlebnisses mehr Zulauf. So erlebte beispielsweise die Frauenbewegung, wegen mangelnden Arbeitskräften, einen grossen Aufschwung. Die Nacktkulturbewegung hatte in den Zwanzigern ihre Blüte: Der Wandervogel versuchte an die Vorkriegszeit anzuknüpfen und die Gründung neuer Vereine, wie die Deutsche Luftbadegesellschaft, die Naturfreunde, den Verein für Körperkultur oder den Freisonnland-Bund, die ein „Zurück zur Natur” forderten und damit Hoffnung und Freude für zukünftige Generationen versprachen, wurde durch die Aufbruchsstimmung in Deutschland während den 1920er-Jahren begünstigt.(20) „Die FKK [= FreiKörperKultur – wie die Nacktkultur später genannt wurde] trat aus dem Dunkel des oft als sittenwidrig betrachteten Sonderlingsstadium in eine toleranter gewordene Öffentlichkeit (...). Die neue Pressefreiheit machte es (...) möglich, für die FKK zu werben, obwohl das Recht, dafür auch Bildmaterial einzusetzen, immer von neuem erkämpft werden musste.”(21) Trotz der im Allgemeinen immer grösseren Akzeptanz der FKK-Vereine führten 1925 die gelegentlichen Anfeindungen, die meist von der Kirche ausgingen, zu einem Zusammenschluss der Vereine der Arbeitsgemeinschaft deutscher Lichtkämpfer, die später zum Reichsverband für FKK mutierte.(22)

Zur Vermittlung der Ideologie der „sauberen Natürlichkeit” der Nacktheit waren die Freilichtakte beliebte Hilfsmittel.

Nebenstehender Freilichtakt „Am Waldsee” von Lotte Herrlich wurde im bekanntesten Medium der deutschen Nacktkulturbewegung, Die Schönheit, abgebildet. Es zeigt zwei Frauen an einem Seeufer: Die eine, sitzend und dem Fotografen den Rücken sich zuwendend, trägt das Haar zu einem Knoten verknüpft; die andere stehend, sich zum Fotografen hinwendend, trägt das Haar offen und öffnet sich zum Licht hin.

Der Freilichtakt zeigt klassischerweise, eine Alltagssituation in der freien Natur. Dem Betrachter soll der Eindruck vermittelt werden, dass für die Abgelichteten die ausgeführte Tätigkeit in nacktem Zustand selbstverständlich verrichtet wird. Der Nacktheit wird somit keine Bedeutung beigemessen, die Personen auf dem Bild empfinden angesichts ihrer Blösse keine Scham.
Die „natürliche Nacktheit” und die unberührte, schöne Natur als Hintergrund, erinnert nicht zufällig an das biblische Paradies. Die utopische Darstellung vom Menschen kritisiert zum einen die Grossstadtkultur, zum andern „beschwört sie einen mythischen Urzustand der Menschheit in „:Unschuld”, d.h. vor jeder Geschlechtlichkeit und erotischen Spannung zwischen Frauen und Männern.”(23)

nach oben

2.4  Die Nazis und die Nackten (24)

Diktatorische Regime unterbinden „Triebsamkeit im Volk”, um absolute Gehorsam- und Sittsamkeit zu erreichen. Auch haben Diktaturen oft gute Verbindungen zur Kirche, die jede Erotik und sinnliche Sexualität ablehnt.

Doch in Deutschland machte sich das in den 1930er-Jahren aufsteigende Nationalsozialistische Gedankengut die Ideologie der Nacktkulturbewegung zunutze. 1933 wurde zwar vorerst von der gerade neu etablierten NSDAP ein Verbot gegen die Nacktkultur verhängt. Sie sei eine der grössten Gefahren für die deutsche Kultur, indem sie das natürliche Schamgefühl der Frau hemme und dem Mann die Achtung vor der Frau nehme. Als Folge wurden FKK-Gelände geschlossen und die Schriften von diversen Autoren wie Adolf Koch vernichtet.

So wurden die linken FKK-Vereine mit einem Schlag eliminiert. Die rechten FKK-Vereine, mit völkisch ausgelegtem Gedankengut, sahen jedoch in dem Verbot ein Missverständnis und betonten in den Verhandlungen mit der NSDAP ihre rassistischen Züge. „Teils aus Selbsterhaltungstrieb, teils, weil ihren Gedanken von rassischer Auslese und germanischer Schönheit schon seit ihrer Gründungszeit nicht fremd waren, biederte sich die FKK dem Regime und seinem Führer, der als „Lebensreformer” gepriesen wurde, an.”(25) In den FKK-Vereinen trat die „Leibeszucht”, d.h. die Paarung der arischen Körper und deren Vermehrung zur Erhaltung des deutschen Volkes, in den Vordergrund. In den Vereinen fand eine Umordnung statt, in der einzelne Führungskräfte durch NSDAP-Anhänger ausgetauscht und alle jüdischen Mitglieder ausgeschlossen wurden.(26)

Richard Ungewitter hat bereits 1907 die Nacktkultur mit rassistischer Propaganda verbunden.(27) Man müsse sich „mit dem Gedanken vertraut machen, dass die Ehe nicht selbstsüchtigen Zwecken (...), sondern in erster Linie der Nachkommen, also „züchterischen Zielen”, zu dienen hat. (...) Heute, wo jedem Lungenkranken, Herzleidenden, jedem Geschlechtskranken, Trinker und Krüppel die Ehe, wie auch die unselige Vermischung mit anderen Rassen in freierster Weise gestattet ist, kann freilich nicht entfernt von planmässiger Züchtung schöner, rassereiner, gesunder Menschen gesprochen werden.”(28) Indem die Kinder und die Jugend mit der Nacktheit aufwachsen und erzogen werden, soll ein „natürliches Verständnis für edle Formen” erweckt werden, dass bei der Wahl des Lebensgefährten „die volle Gesundheit und Schönheit des gesamten Körpers” beurteilt werden kann und ausschlaggebend ist.(29)

Hans Surén, der zu den bekanntesten FKK-Autoren gehört und mit seiner „Deutschen Gymnastik” die 20er- und 30er-Jahre der FKK-Geschichte geprägt hatte, traf nach der Machtübernahme der NSDAP mit seinen Lehren genau den Zeitgeist. An seinen Texten wird der Wandel der FKK-Bewegung nach 1933 erschreckend klar veranschaulicht. Surén war nie Mitglied in einem FKK-Verein,(30) doch verhalf er ihnen dank seinen literarischen Werken zu grossem Mitgliederzuwachs.(31) Er vertrat eine ganz eigene Sicht der Nacktheit. Weniger stellte er, wie Lotte Herrlich, die Verbindung der „unschuldigen Nacktheit” mit dem Paradies in den Vordergrund; vielmehr zählte für ihn die Schönheit des Körpers an sich, was aber keinesfalls mit Erotik zu tun hatte. 1924 präsentierte er in seinem Hauptwerk „Der Mensch und die Sonne” eine Gymnastik zur Ausbildung des idealen Körpers mit gezieltem, vorwiegend kleiderlosem Training, das in der freien Natur vollzogen werden soll. Das Buch wurde zu einem Bestseller und ins Englische übersetzt.(32)

1936 erschien die Überarbeitung seines früheren Bestellers mit dem leicht veränderten Titel „Mensch und Sonne – Arisch-olympischer Geist”. Im Gegensatz zur alten Form des Werkes hat es nun einen rassistischen Einschlag und war versehen mit zahlreichen Zitaten aus Hitlers „Mein Kampf”.(33) „Diese Neuauflage des „Sonnen”-Buches ebnete der völkischen Freikörperkulturbewegung im nationalsozialistischen Deutschland den Weg.”(34)Suréns Komplettwandel zu seinen rassistischen Zügen ist bis heute nicht vollends geklärt. Nach der Machtübernahme 1933 durch die NSDAP beschäftigte er sich vordergründig mit der Frage, wie man aus einem perfekt ausgebildeten Individualkörper einen starken und gesunden Volkskörper schaffen konnte. Seine Lehren erhielten von Hitler grosse Anerkennung und er wurde im NS-Regime zum Inspektor für Leibeserziehung im Reichsarbeitsdienst. Das Regime legt zunehmend Wert auf Leibeserziehung und Surèns Trainingsmethoden sollen die Kampfkraft des deutschen Volkes stärken.(35)

Hans Surèns Karriere endete 1942 abrupt, weil er in der Öffentlichkeit onaniert haben soll. Ob er schon zuvor in Hitlers Ungnade fiel, ist nicht bekannt.(36)

nach oben

2.5  FKK nach dem zweiten Weltkrieg

Unmittelbar nach Kriegsende schien 1945 die Freikörperkultur, wie sie in der Blüte der 20er Jahre vorherrschte, wieder auferstehen zu wollen. Die Wiederentstehung der neuen Vereine wurden überraschender Weise nicht von einer neuen, jüngeren Generation vorangetrieben, sondern ehemalige Mitglieder der 1933 von Hitler aufgelösten Vereine nahmen die Organisation in die Hand. Dass die neue Generation im Bezug auf das Vereinswesen mit weitgehender Verweigerungsstrategie reagierte, könnte daran liegen, dass nach den Kriegserfahrungen das Vertrauen in grössere Institutionen wie Vereine fehlte. Aus diesem Grund wurde von einer „skeptischen Generation” gesprochen.

Die restaurierten Naturistenorganisationen waren in ihrer Ideologie darauf bedacht, sich von der im 2. Weltkrieg propagierten Leibeszucht klar abzugrenzen. Die Verbindung „durch den nackten Körper zu unberührter Natur” und die „Gesundung durch Nacktheit” wurde, wie bereits in den zwanziger Jahren, als Ziele der FKK in den Vordergrund gerückt, während von den nationalsozialistischen Grundsätzen der Leibeszucht, Körperschönheit und rassistischer Auslese keine Rede mehr war.

Bereits 1946 gab es erste Bemühungen die neu- und wiedergegründeten Vereine in einem Dachverband zu vereinigen, welche im November 1949 mit der Gründung des „Deutschen Bundes (später: Verband) für Freikörperkultur” (DFK) zum Abschluss kamen.

Das 1953 erlassene „Schund- und Schmutzgesetz”, das strikt gegen Sittenwidrigkeit vorzugehen erlaubte, um die Gesellschaft und insbesondere die Jugend vor „Verwirrtheit” zu schützen, markiert in der Freikörperkultur einen Einschnitt. Der neue Paragraph verbot nicht nur den Verkauf pornografischer, sondern auch unkonventioneller FKK-Zeitschriften, was den Verbänden gewaltige Mitgliedereinbussen brachte.

Mitte der 60er Jahren ging eine Erstarkung der FKK-Bewegung mit der aufständischen Studentenbewegung und den Protesten gegen die Sexualmoral einher.(37)

nach oben

2.6  FKK heute

Seit der Enttabuisierung, die in der Studentenbewegung der 68er ihren Anfang nahm und sich dann in den 80er-Jahren weitgehend zu Ende vollzogen hat, gingen die Mitgliederzahlen der FKK-Vereine zurück. Dank dem toleranter und offener gewordenen Umgang mit der Nackt-heit kann man sich nackt an einem Strand (vorzugsweise am FKK-Strand) bräunen lassen, ohne dafür einem Verein angehören zu müssen. Die Notwendigkeit und der Nutzen von FKK-Vereinen fallen je länger je mehr in sich zusammen. Dass es FKK-Vereinen nicht nur um das Nacktsein, sondern auch um das Vereinsleben geht, spielt eine zunehmend kleinere Rolle. Oft wird dies gar nicht gewünscht, denn nackt sind viele lieber alleine.(38)

Ein anderes Problem der FKK-Vereine ist, dass sich die noch mit FKK aufwachsenden Kinder, die zukünftige Generation also, in der Pubertät oft von ihren Vereinsgeländen verabschieden. Das mit der Pubertät erwachende Schamgefühl kann ein Grund für die Abwendung vom FKK sein. Ein anderer Grund ist der Freundeskreis, der grösstenteils meist ausserhalb der Mauern des FKK-Geländes liegt und eventuell zu wenig Verständnis für diese Lebensart aufbringt. Allerdings kann die Entwicklung auch anders verlaufen, insbesondere dann, wenn bei den Heranwachsenden viel Kontakt mit anderen Gleichaltrigen im Verein bestehen bleibt.(39)

Trotz der Rückgänge der Mitglieder in der Schweiz gibt es noch immer diverse FKK-Vereine, die vom Dachverband die Schweizer Naturisten Union (SNU), organisiert werden.(40)

nach oben

3.  Nacktwandern

Seit Herbst 2008 oder April 2009, als die Medien die etwas andere Sportart, die unter dem Begriff „Nacktwandern” benannt ist, schweizweit bekannt machten, haben die meisten eine Vorstellung vom hüllenlosen Spazieren. Trotzdem ist es nicht ratsam, sich seine Meinung zum Thema nur auf Basis der Informationen, die von den Medien an die Leserschaft weiter gegeben werden, zu bilden.

Um der Einseitigkeit meiner Vorstellung von Nacktwandern vorzubeugen, habe ich mit zwei routinierten Nacktwanderern ein Treffen arrangiert, damit sie ihre Sichtweise zu den damaligen und heutigen Geschehnissen zeigen und allgemein das Nacktwandern erläutern können.

nach oben

3.1  Treffen mit zwei Nacktwanderern

In der Schweiz gibt es einen bekannten Nacktwanderer unter dem Namen Puistola Grottenpösch, was nicht nur zufällig an die „Chrottepösche”, zu Deutsch den Löwenzahn, erinnert, wie er mir später verraten wird. Wer Puistola Grottenpösch, das Sprachrohr der Nacktwanderer,(41) wie er genannt wird, ausfindig machen will, der steht vor einer nicht ganz leichten Aufgabe. Zwar ist er im Internet omnipräsent, doch findet man weder seinen richtigen Namen noch eine Telefonnummer oder E-Mail Adresse, geschweige denn einen Facebook-Account.

Als ich die Hoffnung auf ein Gespräch mit dem bekanntesten Nacktwanderer der Schweiz eigentlich schon aufgegeben hatte und ich mich über den Administrator der Internetseite „nackt-natürli.ch” versuchte mit anderen Nacktwandern zu vernetzten, erhielt ich prompt eine Nachricht von eben diesem Herrn Grottenpösch, sodass wir uns zu einem Interview verabreden konnten.

In den folgenden Kapiteln werde ich immer wieder auf seine Aussagen in unserem Gespräch zurückkommen. Auch von Ursina*, die beim Gespräch ebenfalls anwesend war und als eine der wenigen NacktwandererINNEN die interessante Ansicht einer Frau erzählen kann, werde ich immer wieder Statements zitieren.

nach oben

3.2  Was ist Nacktwandern?

Nacktwandern ist eine Form von Naturismus. Dieser kennzeichnet sich dadurch, dass eine Tätigkeit in nacktem Zustand in der freien Natur ausgeübt wird. Naturismus findet gemeinschaftlich in Harmonie mit der Umwelt statt, wobei Toleranz und Akzeptanz sehr wichtig sind. Dabei geht es weder darum diesen Akt, in diesem Fall das Wandern, als etwas sexuell Attraktives darzustellen, noch sich mit irgendwelchen exhibitionistischen Absichten anderen Leuten zu zeigen.(42)

„Es ist einfach schön, sich nackt bewegen zu können”, sagt Puistola, „es ist für mich ein Gefühl von Freiheit, ein wunderbarer Ausgleich zur Alltagshektik”. Ausserdem bringt es praktische Vorteile mit sich, die Kleider werden weniger verschwitzt und stören nicht bei der Bewegung.

nach oben

3.2.1  Wie die „Szene” aufgebaut ist

Ursprünglich stammt das Nacktwandern aus Deutschland, dem Geburtsland der FKK. Vorwiegend nur in Deutschland werden noch viele weitere Sportarten nackt ausgeübt, darunter Fahrradfahren, Joggen, Kegeln und auf FKK-Plätzen Ping-Pong, Boccia und andere Spiele.

In der Schweiz ist die Anzahl Nacktwanderer seit Jahrzehnten gleich klein geblieben und erst in den letzten Jahren minimal angestiegen. Nach Angaben Puistolas müsste es in der Schweiz nur rund 15 Nacktwanderer geben.

Ein Verein für Nacktwanderer gibt es in der Schweiz nicht. Das Kennenlernen Gleichgesinnter geschieht über das Internet in den verschiedenen FKK-Foren. Dort werden aktuelle Geschehnisse zum Thema diskutiert und die Daten für die Wanderungen festgelegt. Ob man sich denn eigentlich nackt kennenlerne, nahm es mich wunder. Puistola meinte, er habe die Leute immer zuvor schon getroffen, denn in einem Forum wisse man nie, welche Leute sich melden

Für Frauen ist die Gefahr, die von eventuellen Mitgliedern mit missbräuchlichen Absichten ausgeht, eher grösser, und dies ist wohl ein Grund, weshalb es unter den rund 15 Nacktwanderern in der Schweiz gerade einmal zwei Frauen gibt. Ein weiterer Grund könnte sein, dass alle Nacktwanderer in der Schweiz zwischen 45 und 80 Jahre alt sind d.h. man ist in einer Zeit aufgewachsen, in der Frauen noch kein Stimmrecht hatten, und der damalige Stand der Frauenemanzipation war nichts im Vergleich zum heutigen. Ausserdem hatte generell die Kirche einen hohen Stellenwert, sodass durch ihre Mahnungen, Keuschheit zu wahren, das Schamgefühl stärker verinnerlicht war.

Ursina* ist in einer gläubigen Familie aufgewachsen und katholisch erzogen worden. Umso mehr erstaunt es, dass sie den Weg und Mut zum Nacktwandern gefunden hat. Ihre Eltern und Geschwister wüssten nicht, dass sie eine dieser „Blüttler” sei. „Nur ein paar wenige, gute Freunde wissen davon, dass ich gerne nackt wandere.”

nach oben

3.2.2  Nacktwandern nicht gleich „normale” FKK

So wie der „Wandervogel” gibt es in der FKK immer wieder Bewegungen, wo nicht nur das Nacktsein, sondern die Bewegung dazu von grosser Wichtigkeit ist. Bei der Gymnastik, beim Baden und eben beim Wandern ist es u.a. aus praktischen Gründen einfacher, möglichst wenig Kleidung zu tragen, die beispielweise bei Nässe eine störende Beeinträchtigung in der Bewegung sein könnte.

Wie das Kapitel über die Geschichte des Nacktseins zeigt, zieht sich die heikle Diskussion über Toleranz der Nacktheit in der Öffentlichkeit durch alle Zeiten. Sobald die sittlichen Regeln nach der Ansicht der Einen übertreten werden, führt dies zu Streitigkeiten und Problemen.

Seit den 68er-Jahren und der Popularisierung der FKK-Kultur in der DDR, erlangt die Nacktheit immer mehr Akzeptanz und wird nicht mehr unter allen Umständen mit Sexualität in Verbindung gebracht. Allerdings ist Nacktheit nur toleriert, wo definierte Räume (FKK-Gelände) dafür geschaffen sind. Diese sorgen für eine Einheit und folglich ist es nichts Aussergewöhnliches nackt zu sein. Niemand fällt dadurch auf und die Nacktheit wird nicht als Provokation aufgefasst. Andererseits müssen und können jene, die keine Nackten sehen möchten oder sich nicht nackt sehen lassen wollen, dem Gelände fernbleiben.

Für das nackte Wandern aber fehlen, abgesehen von dem 2010 eröffneten Harzer Naturstieg, die speziell gekennzeichneten Nacktwandergelände. Deshalb bewegen sich Nacktwanderer auf dem gleichen Weg wie „normale” Wanderer und werden zu Exoten. Das kann zu unliebsamen Überraschungen führen, weil selbst Textilwanderer mit offener Haltung nicht wissen, wie sie einen Nackten auf dem Wanderweg einschätzen sollen. „Sie wissen nicht, was diese Person genau will oder ob sie gar böswillig handelt”, erklärt Puistola.

Dieser Unterschied zur üblichen Form von FKK ist der Ursprung des Problems beim Nackt-wandern. Das Ungewöhnliche führt zu ungewollter Aufmerksamkeit, was dann mit Provokation oder Exhibitionismus leicht verwechselt werden kann.

Was Puistola von Nacktwanderwegen als „Lösungsvorschlag” hält, wollte ich wissen. Aus Neugierde würde er den Nacktwanderpfad vielleicht ausprobieren, meint Puistola, aber er würde ihn nicht regelmässig nutzen. Ein Nacktwanderweg stelle für ihn keine Alternative zur heutigen freien Routenauswahl dar, denn beim Nacktwandern gehe es nicht nur um das Nacktsein und die Aktivität, ebenso wichtig sei die vielseitige Natur, die immer wieder interessanten und wunderschönen Ausblicke, die verschiedenen Wege, was eine schöne Wanderung eben ausmache. Wenn man stets auf demselben Weg wandere, sei zwar das freie Gefühl der Nacktheit noch da, aber ansonsten fühle man sich eingesperrt.

„Aber für „Anfänger” ist das durchaus eine gute Sache, es erleichtert den Einstieg ins Nacktwandern erheblich, da man sich nicht vor wütenden Reaktionen fürchten muss.”

Aller Anfang ist schwer und bis er sich getraut hätte, nackt zu wandern, habe es lange gedauert. In Deutschland habe Puistola bereits von nackten Wanderern gehört, deshalb sei er früher auch immer jenseits der Grenze nackt gewandert. Erst über FKK-Foren habe er nacktwandernde Schweizer kennengelernt. Seither sei die Gruppe stets etwa gleich gross geblieben und sie seien in der ganzen Schweiz rumgekommen, ohne dass sich eine aufgeregte Stimme in den Zeitungen erhob, bis im Herbst 2008, als im Kanton Appenzell eine gewaltige Aufregung erzeugt wurde, wegen den angeblich „Dutzenden” von Nacktwanderern.(43)

nach oben

4.  Der Fall Appenzell

Nacktwanderer haben das erste Mal schweizweite Aufmerksamkeit bekommen, als es vor drei Jahren eine grosse Aufregung im Kanton Appenzell Innerrhoden gab. Wie viele andere habe ich damals zum ersten Mal vom Nacktwandern gehört. Die damaligen Vorfälle, mit ihren u.a. rechtlichen Konsequenzen, werden heute bis vor Bundesgericht diskutiert.

nach oben

4.1  Was genau geschah

„Nacktwanderer am Alpstein erwischt” – unter diesem Titel berichtete am 11.09.2008 der Blick von nackten Wanderern, die sich offenbar im Alpstein „herumtreiben” (44) und von denen einer nun der Polizei ins Netz gegangen sei. In anderen Artikeln wird davon gesprochen, dass es in den letzten Wochen einige Anrufe bei der Polizei wegen den „födleblotte” Wanderern gegeben habe, worauf bald alarmierend von „nackten deutschen Horden”(45) gesprochen wurde.

„Das waren alles Schweizer”, klärt Puistola auf. Warum die Medien darauf kommen würden, dass sich im Alpstein ganze Horden von deutschen Nacktwanderern „rumtreiben”, wisse er nicht, doch er hat eine Vermutung. Er sei zufällig in den Tagen zuvor mit mehreren Freunden kleiderlos im Alpsteingebiet gewandert. Er habe ein Ferienhaus in der Nähe gemietet und immer wieder seien Freunde vorbei gekommen und zusammen hätten sie viele Wanderungen unternommen. Die Begegnungen seien alle friedlich verlaufen, aber es sei natürlich möglich, dass die passierenden Wanderer im Anschluss die Polizei informiert hätten. Der von der Polizei „erwischte” Peter G., den Puistola zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte, ist vollkommen unabhängig und zufällig ebenfalls in diesen Tagen im Alpsteingebiet nackt gewandert.

Als er am 11. September 2008 von der Polizei geschnappt wurde, sei der Mann „wie ein Schwerverbrecher”(46) auf den Polizeiposten gebracht und zwei Stunden lang verhört worden. Er sollte den Beamten verraten, wo die anderen Nackten seien. Doch dass neben ihm weitere Nacktwanderer in dieser Region unterwegs waren, kam für Peter G. völlig überraschend. Schliesslich konnte der Nacktwanderer, als offensichtliches Opfer einer Verwechslung, den Posten wieder verlassen.

Unterdessen ging die Meldung vom Appenzeller Nacktwanderer weiter durch die Medien und Reporter begannen zu recherchieren. Wer damals den Begriff „nacktwandern” googelte, wurde in deutschen Foren fündig und erfuhr, dass dort nacktes Wandern organisiert wird und dass grössere Gruppen von zehn, 20 oder sogar 30 Leuten miteinander durch Wälder spazieren. Das ist der wahrscheinlichste Grund, dass Puistola und seine zwei bis drei Freunde zu „deutschen Horden” gemacht wurden. Sobald ein paar Zeitungen diese Behauptung kopierten, glaubte das jeder.

Drei Tage später erschien im Blick ein neuer Artikel (47) über den von der appenzellischen Polizei gefassten Nacktwanderer „Rolf S.” (immer noch Peter G.). Gegenüber der Zeitung rechtfertigt der 44-Jährige sich für seine »Tat« mit der Aussage, dass er „stark schwitze”. Diese Rechtfertigung ist auch in einem Beitrag des Schweizer Fernsehens zu hören. Dieses Argument zeugt von der Verzweiflung und Überraschung, dass Nacktwandern plötzlich gesetzeswidrig sein soll, denn bis anhin war das Nacktwandern nicht beachtet worden. Klar, es habe manchmal die eine oder andere Uneinigkeit auf dem Weg gegeben, sagt Grottenpösch, doch er wandere seit Jahrzehnten nackt; dass sich die Polizei einschaltete, war völlig neu.
Nach der Aufregung im Herbst kam der Winter, und die hitzige Diskussion begann ein wenig abzukühlen. Im Frühling jedoch schien das „Nacktwanderproblem”, das hauptsächlich von den Behörden und den Medien aufgebauscht wurde, von neuem Thema zu werden. Um den nackten „deutschen Horden” vorzubeugen, legt der Kanton Appenzell-Innerrhoden in Windeseile einen Gesetzesentwurf auf den Tisch, laut dem Nackedeis in Zukunft gebüsst werden können.

Am 26. April 2009 wird der neue Strafartikel von der Versammlung der Landsgemeinde mit einer grossen Mehrheit angenommen und damit sorgt das Appenzell für eine weltweite Premiere.

nach oben

4.2  Verbot im Kanton Appenzell

Die von der Landsgemeinde von Appenzell-Innerhoden beschlossene Strafordnung legt fest, dass ex officio mit Busse bestraft werden kann, „wer mutwillig durch Lärm oder groben Unfug (...) jemanden stört oder belästigt, oder wer sich öffentlich ein anstössiges, Sitte oder Anstand verletzendes Verhalten zuschulden kommen lässt.”(48)Gleichzeitig wurde vom Grossen Rat eine Verordnung erlassen, worin für „Nacktes Aufenthalten in der Öffentlichkeit” eine Busse von 200 Franken bestimmt und somit das Nacktwandern klar verboten wurde.(49)

Im Ausserrhodischen wurde eine Gesetzesänderung aufgrund der Vorkommnisse 2008 im Alpstein nicht als notwendig betrachtet, weil bereits von Amtes wegen verfolgt und mit Busse bestraft wurde, „wer in anderer Weise öffentlich Sitte oder Anstand grob verletzt”.(50)Das von der Landsgemeinde angestrebte Ziel, die nackten Tatsachen durch diese Gesetzesän-derung abzuschliessen, wurde aber nicht erreicht. Im Gegenteil, die Premiere eines Nacktwanderverbotes sorgte für Pressemeldungen rund um den Globus.(51) Vor dem definitiven Entscheid der Landsgemeinde titelte am 19. März 2009 die New York Times „In thin air of the Alps, Swiss secrecy is vanishing”,(52) und stellte den aussergewöhnlichen, schweizerischen Sport vor, wobei Puistola Grottenpösch als Vertreter der nackten Schweizer Gesellschaft zi-tiert wurde. Indem Puistola sich den Medien zur Verfügung stellte und versuchte das Nackt-wandern zu erklären, wurde er bald zum Sprachrohr der Nacktwanderer.

So umstritten das Nacktwandern ist, so umstritten ist auch das Nacktwanderverbot. Schon bevor der definitive Entscheid der Landsgemeinde gefallen war, betonte Puistola die Widerrechtlichkeit eines Nacktwanderverbots.(53)

Folglich liessen sich nackte Wanderer durch den Entscheid nicht abschrecken und sowohl im Innerrhodischen wie auch im Ausserrhodischen wurde weiterhin nackt gewandert. Wenige Monate nach der Gesetzesänderung und heftigen Diskussionen wurde ein Nacktwanderer im Ausserrhodischen gesehen und verhaftet, da er sich weigerte, die geforderte Busse zu bezah-len. Der gefasste Nacktwanderer war abermals der den Appenzeller Behörden bereits bekann ten Peter G. Durch die Bussgeldverweigerung wollen die Nacktwanderer einen Grundsatzentscheid erzwingen, auch den Fall weiterziehen, wenn nötig bis vor Bundesgericht.

nach oben

4.3  Umstrittener Rechtsfall

Zunächst schien der Nacktwanderfall schnell abgehakt zu sein, denn am 27. Mai 2010 wurde der angeklagte Nacktwanderer, Peter G., von der Vorinstanz freigesprochen. „Damit folgte die Richterin der Argumentation des Vertreters des Angeklagten, Puistola Grottenpösch, der betonte, dass die Gesetzgebungskompetenz für Delikte gegen die sexuelle Integrität ausschliesslich beim Bund liege. Im Fall des Nacktwanderns soll die Verletzung Dritter in der Entblössung der Geschlechtsteile liegen”,(54) somit bestehe für den Kanton kein Spielraum zur Gesetzgebung.

Der Staatsanwalt zog das Verfahren gegen den 46-jährigen Wanderer im Juli 2010 jedoch weiter ans Obergericht, das am 17. Januar 2010 den Freispruch des Kantonsgerichts aufhob und den Schweizer wegen unanständigen Benehmens zu einer Busse verurteilte.(55)

Seither ist der Fall vor Bundesgericht. Die Kernfragen des Verfahrens sind, erstens ob das Vergehen des Angeklagten genug „grob” war, um gegen das aus früheren Zeiten stammende „Sittenstrafrecht” des Kanton Appenzell Ausserrhoden zu verstossen und zweites ob ein Kanton überhaupt die Befugnis hat Nacktwandern zu bestrafen, wie im Fall des Appenzell Innerr-hoden, ein offizielles Nacktwanderverbot in Kraft zu setzen.

So wie es in Art. 123 Abs. 1 in der Bundesverfassung verankert ist, geht, sobald die Bundesgesetzgebung abschliessend ist oder Ausschliesslichkeit beansprucht, die kantonale Zuständigkeit unter.(56) „Sieht das Bundesrecht für eine Handlung keine Strafbarkeit vor, resultiert daraus nicht automatisch eine Kompetenz des kantonalen Gesetzgebers; denn das Fehlen einer Bundesrechtlichen Strafnorm kann im Sinne eines qualifizierten Schweigens bedeuten, dass das fragliche Verhalten straflos bleiben soll.”(57)

Bei der Entscheidung des Bundesgerichts im Nacktwanderfall geht es also darum zu prüfen, ob beim fehlenden Gesetzes-Artikel zum Nacktwandern, ein qualifiziertes Schweigen vorliegt. Sollte dies der Fall sein, so ist das Nacktwanderverbot in Appenzell rechtswidrig. Ansonsten ist die neue Strafverordnung korrekt und der Nacktwanderer könnte verurteilt werden.

Da die persönliche Freiheit gemäss Art. 10 Abs. 2 BV bei einem Verbot des Nacktwanderns im Grundsatz nicht tangiert würde, ist der Artikel in diesem Fall irrelevant. Ausserdem, wie Stefan Meichssner im Jusletter vermerkt „fällt das Nacktwandern namentlich weder unter den Tagbestand des Exhibitionismus (Art. 194 StGB), bei dem aus krankhafter Sucht in sexueller Absicht vorwiegend das männliche Glied ahnungslosen Opfern vorgezeigt wird, noch lässt es sich wegen Fehlens einer sexuellen Handlung unter den Auffangtatbestand der sexuellen Belästigung (Art. 198 StGB) subsumieren.”(58)

Letzten Endes liegt die Entscheidung, ob der Nacktwanderer vor Bundesgericht verurteilt werden kann und ob die Strafordnungen der beiden Appenzeller Halbkantonen rechtlich korrekt sind, bei der Faktenauslegung der Richter. Liegt nach Ansicht der Richtenden im Fall des Fehlen eines Artikels im Strafgesetzbuch zur Nacktheit in der Öffentlichkeit ein qualifizierendes Schweigen, also die Duldung der Nacktheit vor, so hat der Kanton keine Befugnis, auf kantonaler Ebene das Nacktwandern zu verbieten, und das Nacktwanderverbot im Kanton Appenzell Innerrhoden würde somit für ungültig erklärt und der Angeklagte freigesprochen werden. Liegt aber kein qualifiziertes Schweigen vor, d.h. jeder Kanton kann in diesem Punkt selbst entscheiden, ob Nacktheit in der Öffentlichkeit toleriert werden soll oder nicht, sofern andere Gesetzesartikel nicht tangiert werden, so ist das Nacktwanderverbot im Kanton Appenzell definitiv rechtskräftig und der Nacktwanderer hätte sich somit strafbar gemacht.

nach oben

4.4  Medienpolemik

Wie oben bereits erwähnt, ist der angeklagte Peter G., der schon im Herbst 2008 von den Polizisten beim Nacktwandern aufgegriffen wurde, derselbe Mann. Wenn in den Zeitungen von Nacktwanderern die Rede ist, weil sie irgendwo anstössig geworden sind, ist es ebenfalls praktisch immer dieselbe Person, nämlich Peter G. Zum Beispiel auch in jenem Artikel im Mai 2011, wo ein Nacktwanderer an einem Parteimitglied der SVP vorbeiging, welches sich sofort darüber empörte.(59)

Es scheint so, als hätte die Schweiz bald einen ähnlich bekannten, durch sein unkonventionelles Verhalten auffallenden Nacktwanderer wie in England der 44-jährige Stephen Gough, der derzeit auf hüllenloser Wanderschaft von Lands's End in Cornwall ins 1400 km entfernte John O'Groates ist und nun wegen eines Gefängnisaufenthalts in Schottland seine Tour unterbrechen musste.(60)

Dich Ursina * versichert, dass Peter G. die Öffentlichkeit nicht absichtlich provozieren wolle. Sie selber sei schon zweimal mit ihm auf einer Nacktwanderung gewesen und kenne ihn daher. Beim Nacktwandern ist es wichtig, dass auf Ort und Zeit Rücksicht genommen wird, doch offenbar habe Peter G. einfach das „Gschpüri” dafür nicht. Durch diesen Mangel an Sensibilität stiess er immer wieder auf wütende Reaktionen oder ist in die Hände der Polizei geraten, was anschliessend in der Zeitung publiziert wurde.

Interessanterweise bemerken die Journalisten scheinbar nicht, dass stets vom selben Nacktwanderer die Rede ist. Und da der korrekte Name des Mannes in der Zeitung nie genannt wird, sondern von der Redaktion jeweils ein neuer erfunden wird, entsteht beim Leser das Gefühl, es gäbe etliche Nacktwanderer in der Schweiz. Ein anderes Beispiel, das von der Unseriosität der Meldungen in den Zeitungen zeugt, ist die oben beschriebene Erfindung der deutschen Nacktwanderhorden. Wegen Fehlnachrichten in den Medien entsteht ein verkehrter Eindruck bei der Bevölkerung, was schliesslich zu völlig unnötiger Empörung und Verboten führt.

nach oben

4.5  Positive Folgen der Vorfälle im Alpstein

Das mediale Aufsehen hatte für die Nacktwanderer in der Schweiz nicht nur negative Folgen. Da dieses Thema in der Öffentlichkeit das erste Mal bekannt gemacht wurde, diskutierte man darüber. Man weiss nun, dass es Nacktwanderer gibt.

„Seither sind die negativen Reaktionen zurückgegangen und nur noch sehr selten der Fall”, stellte Puistola fest. „Jeder erkennt nun einen Nacktwanderer. Früher wussten „normale” Wanderer nicht, wie ein Nackter auf dem Wanderweg einzuschätzen ist, sie wussten nicht, was der will. Heute ist ein Nackter, den man beim Wandern triff, ganz einfach ein Nacktwanderer, der nichts Böses tut, sondern nur seine Freiheit möchte.”

Das Aufsehen sorgte für mehr Verständnis und das wiederum schaffte Sicherheit und Akzeptanz. Ob die Bekanntmachung denn einen Einfluss auf die „Mitgliederzahlen” gehabt hätte, wollte ich wissen. „Weniger”, antwortete Puistola. Es gebe nur ganz wenige Personen, die seither hinzugekommen seien und regelmässig nacktwandern. Eine davon sei Ursina*.

Am Ende unseres Gespräches stellen die beiden fest: „So, jetzt haben wir dir eigentlich alles gesagt, was man zu dem Thema sagen kann. Was jetzt noch bleibt, wäre das Selbsterlebnis, was meinst du?”

nach oben

5.  Ein Selbstversuch

„Die Sonne streichelt den ganzen Körper mit ihren Strahlen, der leichte Regen fühlt sich sanft an auf der Haut. Ein Windstoss schmeichelt dem Körper und zaubert je nach Temperatur einen leichter Schauer oder eine Hitzewelle hervor”,(61) so beschreibt die deutsche Nacktwande-rin und Autorin Nicole Wunram das Gefühl beim Nacktwandern.

Als ich beschlossen habe mit Puistola Grottenpösch und Ursina* das Nacktwandern einmal zu versuchen, habe ich den Entscheid wohl mit Bedacht gefällt, und trotzdem war ich mir der Konsequenzen nicht wirklich bewusst. Wohl wusste ich ungefähr, was mich erwarten würde, und trotzdem, da ich niemals zuvor etwas Vergleichbares gemacht hatte, war ich sehr gespannt, was kommen würde. Würde uns jemand sehen? Wie würden die Leute reagieren? Ich malte mir auch ein paar Horrorszenarien aus: In einer wurde ich nackt der Polizei vorgeführt, in einer anderen attackierte mich ein Wanderer, der völlig ausser sich war...

Am frühen Montagmorgen ging ich mit normaler Wanderausrüstung und einem Lendenschurz (Tipp von Puistola) und dem Mittagessen im Rucksack in den Zug Richtung Sarganserland. Am besten wandert man unter der Woche nackt, denn an den Wochenenden sind die Wanderwege viel mehr bevölkert. „Es ist nicht unser Ziel, Aufsehen zu erregen. Lieber geniessen wir die Natur ganz alleine.”

Mit dem Auto fuhren wir mehrere hundert Höhenmeter den Berg hinauf, auch das als Prävention, um möglichst wenig anderen Wanderern zu begegnen, denn je höher und abgelegener, desto weniger Leute. Wir liessen das Auto auf einem Parkplatz stehen und wanderten ein kurzes Stück weit mit Kleidern aus der Sichtweite eines Hauses. Dann konnten wir uns ausziehen.

Da es schon mit den Kleidern eher kühl war und die Sonne sich nicht allzu freundlich zeigte, war es ohne Kleider noch kühler. Trotzdem cremten wir uns ein, vor allem diese Körperstellen, die normalerweise keinen einzigen Sonnenstrahl abbekommen. Beim Wandern wurde mir wärmer. Am Anfang war es ziemlich unbehaglich nackt zu sein, doch weil Ursina* und Puistola ebenfalls „ohne nichts” dastanden, wäre es genau so unpassend gewesen, nicht nackt zu sein. Dass meine beiden Begleiter mich ohne Kleider sahen, kümmerte mich schon nach kurzer Zeit nicht mehr. Aber ich brauchte eine gewisse Angewöhnungszeit, bis ich mich wirklich wohl fühlte und die Angst, jemand Angezogener könnte mich sehen, war zu Beginn der Wanderung allgegenwärtig.

Irgendwie war es komisch nackt zu sein und gleichzeitig die Schuhe anzuhaben, also zog ich sie aus. Das fühlte sich viel besser an. Ich genoss die einsame Ruhe und hing meinen Gedanken nach. Ich fühlte mich leicht, wie in meiner Kindheit.

Es entstanden interessante Gespräche. Wir diskutierten nicht nur über das Nacktwandern, sondern auch über ganz Alltägliches und Politisches. Puistola Grottenpösch erzählte vieles, was er auf seinen Wanderungen erlebt hatte, interessante oder aggressive Reaktionen von Wanderern und über die Wanderungen vor drei Jahren im Alpstein. Da er am Kantonsgericht der Verteidiger des angeklagten Nacktwanderers war, weiss er viel über das laufende Verfahren derzeit vor Bundesgericht. Nebenbei ist Puistola ein grosser Naturliebhaber und kennt viele Pflanzen- und Vogelarten. Ursina* erzählte mir von ihrem ehemaligen Lehrerberuf und wieso sie sich entschlossen hat, ihn aufzugeben.

Ins Gespräch vertieft begriff ich nicht sofort, warum wir plötzlich anhielten. Dann sah ich etwa 100 m weiter einen Bauernhof. Wäre ich alleine gewesen, wäre ich wahrscheinlich einfach weiter gegangen, denn ich hatte tatsächlich fast vergessen, dass ich nichts anhatte und dass sich irgendjemand daran stören könnte, schien mir auf einmal unverständlich. „Am besten wir ziehen uns hier schnell das Tuch an”, meinte Puistola.

Am Bauernhof vorbei zogen wir unseren Lendenschurz wieder aus. Kaum waren wir jedoch entblösst, kam uns der erste Wanderer entgegen. Lieber hätte ich mich wieder angezogen, doch angesichts der Lockerheit meiner Begleiter, versuchte ich ebenfalls cool zu bleiben. Der Mann reagierte nicht auf das spezielle Aussehen und die Begegnung verlief problemlos. Auch die anderen vier Leute, die wir auf der Wanderung kreuzten, reagierten weder verärgert noch aggressiv. Nur eine Regel gilt: Der textile Wanderer hat Vortritt, und sollte der Weg zu schmal sein, so tritt der nackte Wanderer auf die Seite und lässt den entgegenkommenden Wanderer passieren. Trotzdem, als Nacktwanderer kann man sich vor möglichen Auseinan-dersetzungen auf dem Weg nie ganz sicher fühlen. Zudem fühlt man sich nackt wehrloser als mit Kleidern, was ich auch beim Passieren von Kühen bemerkte.

Als uns dann öfters Wanderer entgegenkamen, wurde es mir zunehmend unangenehm und schliesslich band ich mir mein Tuch wieder um. Puistola und Ursina* blieben nackt, und dass ich mich angezogen hatte, schien sie in keiner Weise zu stören.

Nach fünf Stunden Wanderung und einer kleinen Mittagspause dazwischen erreichten wir den Parkplatz wieder. An einer Quelle mit frischem kaltem Wasser hatten wir uns eine improvisierte Dusche genehmigt und anschliessend kehrte ich komplett angekleidet zum Auto zurück, mit dem es nun mit der einzigartigen Erfahrung nach Hause ging.

Bisher kannte ich das Nacktwandern nur in der Theorie. Ich wusste, wie die Medien das Phänomen wiedergeben, welchen Standpunkt die breite Öffentlichkeit zu dem vieldiskutierten Thema vertritt und auch welch lange Geschichte sich hinter dem Nacktwandern verbirgt.

Zuvor plädierte ich aus Toleranz für eine freiere Haltung gegenüber den Nacktwanderern, doch ihre immer wieder genannten Beweggründe, die Freiheit, die Verbundenheit mit der Natur, diese konnte ich erst nach dem Absolvieren einer eigenen Nacktwanderung wirklich verstehen. Zwar konnte ich selber dieses Gefühl nicht so intensiv wahrnehmen, und trotzdem kann ich bestätigen: Ohne Kleider ist eine Wanderung abwechslungsreicher, abenteuerlicher, leichter.

Was die Nacktwanderer für Leute sind, auch das habe ich mich vor der ersten Begegnung mit ihnen gefragt, und ohne je einen Nacktwanderer getroffen zu haben, kann man diese Frage schlecht beantworten. Ich habe Puistola und Ursula als zwei typische Wanderer in mittlerem Alter wahrgenommen, wie sie mir aus der Wandergruppe meines Grossvaters bereits bekannt sind. Und tatsächlich wanderten die beiden schon früher, damals noch mit Kleidern, oft und gerne. Es sind Menschen, die gerne an der frischen Luft sind und ab und zu einmal einen FKK-Strand besuchten. Sie beide empfanden die Kleider beim Wandern mit der Zeit als störend, doch sich ganz auszuziehen, das haben sie sich lange nicht getraut. Puistola Grottenpösch wanderte jahrelang nur im Versteckten und allein, da er keinen Kontakt zu anderen Leuten hatte, die ebenfalls nackt wanderten. Vor bald zehn Jahren sah er dann den „Nacktjogger von Freiburg in Bremen in Breisgau” in der SF-Talksendung Aeschbacher. Über dessen Homepage fand er den Kontakt zu Nacktwanderern in der Schweiz und Deutschland. Zugleich wurde er sich erstmals der rechtlichen Unbedenklichkeit bewusst.

Bei Ursina* dauerte das Ganze noch länger. Seit Jahren war sie eine regelmässige FKK-Strandgängerin gewesen und sie liebte das Wandern. Doch beides zu kombinieren, obwohl sie sich das oft gewünscht hatte, traute sie sich nicht. „Einmal habe ich das T-Shirt hochgekrempelt, damit der Bauch an der Sonne und der frischen Luft war”, erzählte sie mir und fügte lachend an, „einfach nur blöd.” Dass es in der Schweiz Nacktwanderer gab, hatte sie vor drei Jahren über die Medien erfahren. Doch den Mut, Kontakt zu solchen Wanderern aufzunehmen, hatte sie nicht aufgebracht. „Eines Tages wurde ich dann von Puistola in einem FKK-Forum gefragt, ob ich Lust hätte, einmal an einer Wanderung teilzunehmen.”

Für das Verständnis des Nacktwanderns kommen kleine Unauffälligkeiten hinzu, wie beispielsweise die Angst vor einer Auseinandersetzung. Ich hätte nicht gedacht, dass man mit grosser Mühe das Aufeinandertreffen mit anderen Wanderern zu vermeiden sucht. „Klar, es gibt auch andere, die sich weniger einschränken lassen, oder ganz einfach das „Gschpüri” dafür nicht haben”, meint Puistola auf meine Frage, ob alle Nacktwanderer in der Schweiz nur unter der Woche und in abgelegenen Gebieten wandern. „Wir möchten lieber niemandem begegnen, möglichst wenig Aufsehen erregen und nicht provozieren.” Ob er sich denn schäme, wenn andere ihn so sehen: Nein, schämen tue er sich nicht, warum auch? Doch es könnte dem Gegenüber unangenehm sein und deshalb auch für den Nacktwanderer unangenehm werden.

nach oben

6.  Nacktwanderweg in Wald

Die Idee eines Nacktwanderweges ist nicht neu. Bereits als man im Appenzell das Nacktwandern verbieten wollte, forderten die jungen Freisinnigen als Kompromisslösung einen Nacktwanderweg(62) und im Harz (D) wurde vor zwei Jahren der erste offizielle Nacktwanderweg überhaupt eröffnet. Das Angebot findet bei deutschen Naturisten guten Anklang. Trotzdem hat sich der Lancierer des Weges, der Besitzer des Benachbarten FKK-Campinggeländes, vor einem Jahr aus dem Projekt zurückgezogen, weshalb bereits nach der ersten Saison die Schliessung drohte. Dank der Beliebtheit des Weges und dem Engagement der Naturistenorganisationen gelang es, das Nacktwandergelände zu erhalten.

nach oben

6.1  Welche Vorteile bringt ein solcher Weg?

Da das nackte Wandern in der Schweiz eigentlich überall erlaubt ist, schätzt Puistola das Bedürfnis der Nacktwanderer nach einem Nacktwanderweg nicht sehr hoch ein. Allerdings, und das sei auch der Grund, weshalb der deutsche Nacktwanderweg so beliebt ist, würde der Einstieg erheblich erleichtert, wenn die erste Wanderung auf einem Nacktwanderweg absolviert werden könnte. Dies kann auf verschiedene Gründe zurückgeführt werden: Einerseits besteht immer noch die gesetzliche Unklarheit, vordergründig in den beiden Appenzell. Andererseits könnte auf einem definierten Nacktwandergelände, wo zu Beginn ein Hinweisschild den Weg kennzeichnet, der Angst vor Reaktionen der vorbeigehenden Wanderern vorgebeugt werden. Denn Textilwanderer, die keinen Nackten begegnen wollen, könnten dem Weg ausweichen oder müssten damit rechnen, dass hinter einer Kurve ein Nackter erscheint.

Ein weiterer Vorteil, und der Beweggrund für eine Gemeinde, ein Nacktwandergebiet zu unterstützen, ist die Bekanntmachung des Ortes. Schon im Falle des ersten Nacktwanderwegs in Deutschland war das Echo bis weit über die Grenzen Deutschlands zu hören, was dem Wandergebiet von Dankerode nach Wippra einen hohen Bekanntheitsgrad und somit mehr Touristen einbrachte. Eine Gemeinde, die sich für einen Nacktwanderweg auf ihrem Gebiet einsetzt, fällt keineswegs durch negative Schlagzeilen auf, wie der Vorwurf immer wieder zu hören ist. Mit der Zulassung und Förderung von Naturismus wird die Offenheit und Toleranz der ein-heimischen Bevölkerung widergespiegelt. Ausserdem wird das Wandergebiet in der jeweiligen Gemeinde in den Medien gezeigt, was auch andere auf die Destination aufmerksam macht. Ich bin der Überzeugung, dass die allerwenigsten Touristen durch einen Nacktwanderweg abgeschreckt würden, denn es wäre lediglich ein einzelner Weg, bei dem eine Einschränkung vorläge, und Wanderer, die dort das Nacktwandern ausprobieren, würden sich kaum trauen, unbekleidet aus dem definierten Gelände zu gehen.

Schliesslich, aber in keinem Fall vernachlässigbar, würde ein Nacktwanderweg vielen Leuten erlauben, das Nacktwandern einmal zu testen. Die gleiche Wirkung, die meine erste Nacktwanderung bei mir hatte, würde mehr Akzeptanz und Toleranz schaffen. Zudem könnte das Nacktwandern als weniger exotisch betrachtet werden und würde nicht mehr so viele Schlagzeilen auslösen. Das ist nämlich das Ziel der Nacktwanderer, sowie der ganzen Bevölkerung.

Je länger und intensiver ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt habe, sind mir die oben aufgeführten Vorzüge eines Nacktwanderwegs klarer geworden. In der Theorie würde ein Nacktwanderweg tatsächlich viele Vorteile bringen, doch ist die Idee überhaupt praktisch umsetzbar? Wie gross ist die derzeitige Akzeptanz der Nacktheit in unserer Gesellschaft tatsächlich?

Mit zwei Umfragen wollte ich eine Antwort darauf ermitteln. Eine sollte vor Ort in Wald stattfinden und die andere stellte ich mit den beinahe identischen Fragen ins Internet. Die Umfragen erhielten viel Beachtung, vor allem dank der Medien, die ich bereits vor der geplanten Befragung in Wald informierte.

nach oben

6.2  Reaktion der Medien

Immer wieder erscheinen, vor allem in Regionalzeitungen, Artikel zu Nacktwanderern, ausdiskutiert scheint das Thema also nicht zu sein. Es sind kleinere Geschichten, beispielsweise, wenn ein Nacktwanderer von einem SVP-Politiker bei seiner Wanderung fotografiert (63) oder wenn über den laufenden Gerichtsfall berichtet wird.

Mir war bewusst, dass das Medieninteresse am „ersten Nacktwanderweg der Schweiz” vorhanden sein würde. Dieses wollte ich nutzen, um die Stimmung der Bevölkerung gegenüber einem Nacktwanderweg, aber auch gegenüber Nacktwanderern allgemein, zu ermitteln. Daher verschickte ich am späten Dienstagabend, dem 30. August 2011 per Mail eine Medienmitteilung.(64)

nach oben

6.2.1  Die Reaktion des Tages-Anzeigers

Der erste Artikel wurde auf der Tages-Anzeiger Website am Mittwochabend, dem 31. August 2011, weniger als 24 Stunden nach meiner Medienmitteilung, veröffentlicht. Da ich den ganzen Tag in der Schule verbrachte, war es dem Tagesanzeiger bis zur Publikation des Berichtes am Nachmittag nicht möglich, mich zu kontaktieren.

Laut Tages-Anzeiger sei es irritierend von einem „Nacktwanderweg in Wald” zu sprechen, da der Weg über die Kantonsgrenze ins Goldinger Gemeindegebiet führe.

Meine Überlegungen dazu waren folgende gewesen: Startpunkt und Endpunkt der Wanderung befänden sich auf dem Gemeindegebiet Wald, wo geplant ist, dass die Anreisenden mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln ankommen würden. Das Übertreten der Gemeinde- und Kantonsgrenze während der Wanderung würde dem Wanderer gar nicht auffallen. Für Wald und Goldingen wäre eine mögliche Zusammenarbeit nicht erstmalig. Falls es jedoch in diesem einzigartigen Fall nicht funktionieren würde, gäbe es auf Walder Boden bestimmt auch einen geeigneten, abgelegenen, wenig frequentierten Weg, den man als Nacktwanderweg beschildern könnte.

Nach der Publikation im Tages-Anzeiger (inkl. Link zu meiner Projekt-Homepage und Umfrage) wurde auch das Interesse anderer Medien geweckt.

nach oben

6.2.2  Weitere Reaktionen

Schon am Mittwochabend, als mich 38 verpasste Anrufe auf meinem Handy erwarteten, und am Donnerstag, war ich mehrheitlich damit beschäftigt, den Medien Auskunft über die Idee zu geben. Vorwiegend berichteten regionale Medien wie der „Zürcher Oberländer” und das „Radio Zürisee”, Fernsehsender wie „Tele Top” und „Tele Züri”, sowie das „Radio DRS”, das innerschweizerische „Radio Central” und die „Südostschweiz”.

Donnerstagabends befand sich ein Artikel im „Blick am Abend” (65) worauf ich sehr viele Reaktionen, sowohl aus meinem Bekannten- und Freundeskreis wie auch von völlig Unbekannten per Facebook-Anfragen bekam, schlussendlich waren es insgesamt über 170.

Am Freitag schien der Presserummel bereits ein wenig abzuflauen. Allerdings erschienen die Artikel in den Zeitungen deren Journalisten ich tags zuvor Auskunft gegeben hatte, darunter auch der zweite Tages-Anzeiger-Artikel.(66)

Nach der Durchführung der Umfrage in Wald war das überregionale Medieninteresse verschwunden, und nur noch teilweise wurde der „Nacktwanderweg in Wald” von regionalen Zeitungen weiterverfolgt. Das „Radio Top” wie auch „Tele Top” begleiteten uns am Samstag, während wir in Wald den Puls der Bevölkerung fühlten, und berichtete anschliessend darüber. Weiter interessierte sich auch die Walder Zeitung für das, was in ihrem Dorf vor sich ging.

Die „Obersee Nachrichten”, welche u. a. in Goldingen berichtet, beschäftigte sich am meisten mit dem Thema und publizierte insgesamt drei Artikel (67), darunter auch sehr kritische. Der Goldinger Journalist Dominic Duss wagte sogar das Experiment und wanderte selber nackt, wobei der Unterhaltungswert dieser Aktion wohl die grössere Rolle gespielt haben dürfte als die ernsthafte Prüfung des vorgeschlagenen Nacktwanderwegs.

Trotzdem, der für meine Begriffe gewaltige Medienwirbel dieser Tage schien sich drei bis vier Tage nach der Publikation des ersten Artikels gelegt zu haben.

nach oben

6.2.3  Fazit zum medialen Interesse

Zum Zeitpunkt, als durch ein einziges Mail das Medieninteresse ausgelöst wurde, lag kein Anhaltspunkt vor, dass die Idee vom Nacktwanderweg tatsächlich umgesetzt werden könnte. Weder waren die Gemeinden informiert, noch hatte sonst jemand Kenntnis davon. Es hätte auch alles frei erdichtet sein können. Dafür war das Ausmass an Reaktionen verhältnismässig gross.

Selbst wenn viele Leser das Thema Nacktwandern für absolut überflüssig halten und es als ein „Luxusproblem” bezeichnet wird, bleibt die Tatsache, dass die Artikel, in denen es um Nacktheit geht – wobei es gleichgültig ist, ob es sich um Erotik oder FKK handelt – gerne und oft gelesen werden.

Wie ich an der Reaktion der Medien feststellen konnte, ging es den Journalisten beim „Nacktwanderweg in Wald” auch darum, aus der Kombination von Maturandin und „:Nacktwanderern” eine Geschichte zu machen. Der Informations- und Wahrheitsgehalt der Artikel stand dabei nicht immer an erster Stelle.

nach oben

6.3  Reaktion der Bevölkerung

Sobald die mediale Welt reagierte, erhoben sich Stimmen aus der Bevölkerung. Die Meinungen dazu waren unterschiedlich, je nach Informationsstand der Leute und nach Ort, wo die Meinungen kundgetan wurden.

Um die Ansichten der Bevölkerung zu einem Nacktwanderweg möglichst umfangreich zu zeigen, berücksichtige ich bei meiner Auswertung drei verschiedene „Quellen” der Meinungsangaben:

1. die LeserInnenkommentare, die im Internet direkt unter die Online-Zeitungsartikel geschrieben werden. Diese sind im übrigen die negativsten Reaktionen auf die Idee. Anschliessend gehe ich kurz auf die LeserInnenbriefe im Tages-Anzeiger ein.

2. die Umfrage im Internet.

3. das Erlebnis und die Ergebnisse der Befragung in Wald. In Wald wurden im Vergleich zur Online-Umfrage weit weniger Leute erreicht, aber man konnte die Stimmung der Befragten unmittelbar erfahren.

nach oben

6.3.1  LeserInnenkommentare im Internet

Die insgesamt über 120 LeserInnenkommentare allein auf der Tages-Anzeiger-Homepage, waren die ersten direkten Reaktionen auf die Publizierung der Zeitungsartikel. Vor allem zwei Kritikpunkte standen im Vordergrund:

Der Vorwurf des Exhibitionismus
„Exhibitionismus ist eine sexuelle Neigung, bei der die betreffende Person es als lustvoll erlebt, von anderen Personen nackt oder bei sexuellen Aktivitäten beobachtet zu werden.” (68)
Exhibitionismus ist in der Schweiz strafbar, denn im Gegensatz zu den Naturisten geht es Exhibitionisten nicht um die Erfahrung, mit der Natur vereint zu sein. Trotzdem wird Nacktwandern oft in die gleiche Schublade gesteckt. Das Problem ist, dass es tatsächlich schwierig ist, echte Nacktwanderer von Exhibitionisten, die sich nur als Nacktwanderer tarnen, zu unterscheiden.

Dank der Bekanntschaften mit Nacktwanderern weiss ich, dass es auf jeden Fall Leute, wie Puistola gibt, die gerne nackt wandern und dabei keinen „versteckten” Exhibitionismus betreiben. Jedoch kann niemand garantieren, dass es unter den Nacktwandernden keine Exhibitionisten gibt. Für die Nacktwanderer selbst stellen die „Falschen“ oder nur die Angst in der Bevölkerung vor den „getarnten” Exhibitionisten ein Problem dar. Durch diese Angst büssen Nacktwanderer Vertrauen und Akzeptanz ein.

„Nacktwanderer sind inkonsequent...”(69)
..., weil sie Schuhe trügen. Ein Vorwurf, der mich weithergeholt dünkte. Doch er wurde oft und sogar in einem abgedruckten LeserInnenbrief des Tages-Anzeigers erwähnt. Dadurch wird die Frage aufgeworfen, was die Leute konkret als störend empfinden, wenn jemand Schuhe trägt, obwohl er nackt ist.

Wenn man annehmen kann, dass dieser Vorwurf nicht aus prinzipiellen Gründen genannt worden ist, dann scheint der einzige Grund wiederum die Angst vor Exhibitionismus zu sein. Es wird offenbar angenommen, dass, wer „inkonsequent” ist, kein „echter” Nacktwanderer ist und dass es ihm somit um etwas anderes als das Naturerlebnis gehen muss.

Jedoch ist der Vorwurf ein falscher Schluss, denn ebenso gut könnte gesagt werden, dass die Wanderschuhe ein Zeichen dafür sind, dass es sich um einen echten Nacktwanderer handelt. Der Vorwurf könnte auch lauten, ein Nacktwanderer sei inkonsequent, wenn er sich bei Regen etwas überzieht. Doch genau das zeigt die Ehrlichkeit des Nacktwanderns. Es geht nicht um das Äusserliche beim Nacktsein, es geht um das Gefühl dabei und stimmt dieses Gefühl nicht, sei dies durch Regen oder die spitzigen Steine, beginnt er sich mit Schuhen und Regenjacke zu schützen.

nach oben

6.3.2  Ironie der LeserInnenbriefseite im Tages-Anzeiger (70)

Auch in den beiden LeserInnenbriefseiten zum „Nacktwanderweg in Wald” kommen die obigen Vorwürfe zum Ausdruck. Insgesamt aber stehen die Verfasser der abgedruckten Reaktionen den Nacktwanderern weniger kritisch gegenüber als die Kommentare auf der Tages-Anzeiger Onlineseite.

Bei den zweiten LeserInnenbriefen vom 8. September schien die Ironie perfekt zu sein: Auf der oberen Seitenhälfte die LeserInnenkommentare zum Nacktwandern und auf der unteren Seitenhälfte eine Werbung der Parisienne-Zigaretten mit den Phrasen „Mit: ohne” auf einem Bild, wo zwei nackte Wanderer gezeigt wurden. Ob das die Absicht des Tages-Anzeigers war, kann ich nicht beurteilen, auf jeden Fall hat es so manchen zum Schmunzeln gebracht.

nach oben

6.4  Online-Umfrage

Über die für das Projekt errichtete Homepage zur Idee des Nacktwanderweges, nacktwandern.savognin.tv, gelangte man mittels eines Links zur Umfrage.

Ziel dieser Umfrage war es, mit sechs kurzen Fragen herauszufinden, was die Teilnehmenden von der Idee eines Nacktwanderweges halten und was sie generell über das Nacktwandern denken. Mittels der Frage nach dem Alter und nach dem Geschlecht wollte ich ermitteln, ob es Altersgruppen gibt, die toleranter sind und ob das Geschlecht eine Rolle spielt. Interessanterweise beteiligten sich fast siebenmal so viele Männer wie Frauen.

Dank der Verlinkung der Umfrage über die Online-Artikel und diverse FKK-Foren ist die Anzahl der Teilnehmenden mit über 820 Personen beachtlich. Trotzdem kann kaum von einer repräsentativen Umfrage gesprochen werden. Obwohl das Querschnittalter der Teilnehmenden mit dem Querschnitt der Schweizer Bevölkerung ungefähr übereinstimmt, kann nicht bewiesen werden, ob hinter dem durchschnittlichen Befragten ein durchschnittlicher Schweizer steckt.

Man kann sich aber ein Bild machen, das meiner Ansicht nach weit repräsentativer ist als die Kommentare zu den Tages-Anzeiger Artikeln oder sonstigen Umfragen, wie beispielsweise die auf der Tages-Anzeiger Website.(71)

nach oben

6.4.1  Resultate

Wer hat an der Umfrage teilgenommen?
Abbildung 3: Grafik zum Geschlecht der Onlinebefragten
Dass eher Männer an Umfragen teilnehmen und ihre Meinung kundtun, sei dies in der Politik bei Wahlen und Abstimmungen oder bei Online Umfragen, ist allgemein bekannt. Trotzdem überrascht der hohe Männeranteil unter den Teilnehmenden. Der Frauenanteil der Umfrage beträgt nur knapp 15%, das heisst rund jede siebte Teilnahme vertritt die Ansichten einer Frau.
Mit 53 Meinungen aus Wald, ist die lokale Bevölkerung mit einem Anteil von über 6% vertreten.

Das Alter:
Abbildung 4: Grafik zum Alter der Onlinebefragten
Das Alter entspricht ungefähr einem Querschnitt der Schweizer Bevölkerung und mit einer Umfragebeteiligung von 50% sind die 30 bis 49-Jährigen erwartungsgemäss am häufigsten vertreten. In den folgenden Auswertungen werde ich den Anteil der über 70-Jährigen nicht separat berücksichtigen, da sich wegen der geringen Anzahl kein repräsentatives Ergebnis darstellen lässt.

Frage: Sind sie schon einmal nackt durch die Gegend spaziert?
Wenn man bedenkt, dass es in der Schweiz nur ein rundes Duzend Nacktwanderer gibt, scheint der Anteil »Ja«-Stimmen mit über 26%, überraschend hoch zu sein. Dass über ein Viertel angibt, schon einmal nackt spaziert zu sein, ist aus zwei Gründen erklärbar: Erstens muss „nackt durch die Gegend spazieren” nicht heissen „nacktwandern”, worauf mich ein Teilnehmer netterweise in seinem Kommentar hingewiesen hat. Er habe bei dieser Frage »Ja« angekreuzt, jedoch nicht weil er schon einmal nackt gewandert sei, sondern weil er regelmässig einen FKK-Strand besuche. Ein Saunagänger bemerkte ebenfalls, dass er zwar nicht nacktwandere, jedoch wegen seiner häufigen Saunabesuche die Frage bejaht habe. Zweitens wurden in diversen FKK-Foren im In- und Ausland die Mitglieder aufgefordert, sich an meiner Umfrage zu beteiligen, was den »Ja«-Anteil entsprechend aufwärts drückt.

Wichtig anzumerken ist, dass alle Teilnehmer, die diese Frage bejaht haben, die darauffolgende Frage übersprungen haben. Das würde heissen, dass der grösste Teil der FKKler, die an der Umfrage teilgenommen haben, aussortiert wurden, was das Ergebnis der nächsten Frage umso interessanter macht.

Frage: Können Sie sich vorstellen, Nacktwandern einmal auszuprobieren?
Abbildung 5+6: Grafik der onlinebefragten Frauen und Männer
Dass sich die Frauen im Gegensatz zu den Männern deutlich weniger vorstellen können einmal Nacktwandern zu gehen, erstaunt nicht. Die „Nacktwanderszene” in der Schweiz wie auch in Deutschland bilden grösstenteils Männer (in der Schweiz gibt es zwei Frauen).

Nicht erwartet hätte man jedoch, dass sich mehr als jeder Zweite vorstellen kann, das Nacktwandern einmal auszuprobieren und mehr als jede zehnte Person würde „auf jeden Fall” das Wandern im Adamskostüm testen.

Knapp 15%, 83 Personen, geben an, dass sie es nur auf einem Nacktwanderweg ausprobieren würden. Würde diese Angabe dem Schweizer Durchschnitt entsprechen und würde man das Resultat auf die ganze Schweiz hochrechnen, läge in der Schaffung eines Nacktwanderweges ein grosses Potenzial.

Altersabhängig?
Abbildung 7-9: Alter
Es scheint nicht nur eine Frage des Geschlechts zu sein, sondern auch eine des Alters. Jüngere Personen können es sich eher vorstellen, nackt zu wandern, als ältere. Der Unterschied zwischen den 30- bis 50-Jährigen und den über 50-Jährigen ist klein.

Frage: Wie beurteilen Sie die Idee eines Nacktwanderwegs?
Abbildung 10: Beurteilung
Bei der Auswertung dieser Frage sind wieder alle Teilnehmer berücksichtigt worden. Es ist die Frage, die mich am meisten interessiert hat.

Grundsätzlich scheint die Idee des Nacktwanderwegs bei den Umfrageteilnehmern nicht schlecht anzukommen. Bei einer Wertung von 1 (absolut unnötig) bis 5 (sofort realisieren) liegt der Durchschnitt bei 3.52. Wie auch oben in der Grafik ersichtlich, ist das fast eine Zweidrittelmehrheit, die einen Nacktwanderweg positiv beurteilt.

Die Unterschiede zwischen den Altersgruppen und den Geschlechtern sind bei dieser Frage klein. Frauen sind kritischer eingestellt als Männer, aber zwischen den Altersgruppen sind keine nennenswerten Unterschiede zu erkennen.

Die TeilnehmerInnen aus Wald beurteilen einen Nacktwanderweg kritischer als der durchschnittliche Befragte, doch auch WalderInnen werten die Idee eher positiv. Diese Tatsache überrascht mich nicht besonders, denn auch in Wald selbst bin ich auf viele positive Reaktionen gestossen. Jedoch erstaunt es, dass „Tele Top” für ihren Beitrag vom 1. September offenbar nur negative Reaktionen im Dorf zu hören bekam.

nach oben

6.4.2  Fazit der Onlinebefragung

Die Auswertung der nicht repräsentativen Umfrage zeigt, dass die Leute überwiegend positiv auf das Nacktwandern reagieren. Dieses Resultat steht im Widerspruch zu den Kommentaren auf die Online-Artikel. Das Resultat der Umfrage ist auch gegenteilig der allgegenwärtigen Annahme, dass das Nacktwandern in der Bevölkerung nicht toleriert sei. Die Akzeptanz scheint grösser zu sein, als dies in den Medien dargestellt wird.

Erstaunt hat auch, dass sich offenbar viele Leute, die sonst nicht regelmässig FKK treiben, vorstellen können, das Nacktwandern auszuprobieren.

Was bei einer Umfrage im Internet, die über diverse Zeitungsartikel verlinkt worden ist, kaum vorhanden sein wird, sind gleichgültige Reaktionen. Denn wem Nacktwanderer egal sind, informiert sich erstens weniger zum Thema und ist zweitens nicht erpicht, seine Meinung einzubringen. Das Umfrageresultat würde aber durch die Meinung der gleichgültig eingestellten Personen kaum beeinflusst werden.

Da die Umfrage in wenigen und einfachen Fragen beantwortet werden konnte, wurde sie meistens bis zu Ende ausgefüllt und am Schluss fügten viele sogar einen längeren Kommentar an.(72)

nach oben

6.5  Befragung in Wald: Reaktionen vor Ort

Befragung
Abbildung 11: T-Shirts mit selbstgestaltetem Logo bei der Umfrage in Wald

Die Umfrage in der Bevölkerung fand am Samstag, dem 3. September 2011 im Zentrum des Städtchens Wald statt. Zu dritt befragten wir die Passanten auf der Strasse mehrere Stunden lang, um die Stimmung zum Vorschlag „Nacktwanderweg” direkt mitzubekommen. Zur Erkennung trugen wir Wanderschuhe und grüne T-Shirts mit dem aufgedruckten selbstentworfenen Logo, welches Sinnbild für das Projekt sein sollte. Zudem hatten wir einen Informationsflyer (73) dabei, den die Passanten bei Interesse gerne behalten konnten.

nach oben

6.5.1  Resultate

Alter:
Abbildung 12: Alter der Befragten in Wald
Von den insgesammt 147 befragten Walderinnen und Walder war der Männer- (47%) und Frauenanteil (53%) ziemlich ausgeglichen. Das Durchschnittsalter der befragten Frauen beträgt 46 Jahre, das der Herren 49 Jahre.

An obiger Grafik kann man erkennen, dass die Meinungen von allen Generationen in der folgenden Auswertung berücksichtigt werden. Die Spannbreite reicht von 13-Jährigen bis 91-Jährigen, wobei Frauen und Männer in jeder Altersklasse ungefähr gleich häufig vertreten sind.

Frage: Haben Sie schon einmal einen Nacktwanderer gesehen?
Abbildung 13: Grafik der Befragung vor Ort
Knapp 11% sind auf einer Wanderung schon einmal einem hüllenlosen Wanderer begegnet. Mit „Nacktwanderer gesehen” ist eine direkte Begegnung mit einem Nacktwanderer definiert, das heisst, der Nackte im Fernsehen oder in der Zeitung ist nicht miteinberechnet. Was ebenfalls nicht zählt, sind Begegnungen mit sonstiger Nacktheit in der Öffentlichkeit, wie den Flitzern oder Exhibitionisten, denn auch diese Gruppen wurden von ein paar Befragten erwähnt.

Dass mehr als jede zehnte Person schon einmal einem Nacktwanderer begegnet ist, überrascht. Verglichen mit dem grossen Aufsehen, welches das Gehen im Adams- oder Evakostüm verursacht, ist es jedoch ein kleiner Anteil, der in der Realität einem Nackten über den Weg läuft.

Frage: Was meinen Sie zu einem Nacktwanderweg in Wald?
Abbildung 14: Meinungen
Der grösste Teil der durch die Befragung erfasste Bevölkerung von Wald hat grundsätzlich nichts gegen einen Nacktwanderweg einzuwenden, vielen ist es völlig egal. Die Befürworter argumentieren meistens damit, dass man Nacktwanderern gegenüber offener sein sollte und dass es eine gute Plattform biete, um „das Zürcher Oberland ein wenig spannender” und lebendiger „zu machen” (74).

Dagegen ist man vordergründig aus ethnischen Gründen oder man glaubt nicht daran, dass der Weg genutzt und gebraucht werde. Ähnlich wie bei der Online-Umfrage sind kritische Stimmen eher von weiblicher Seite zu hören.

Altersabhängig?
Abbildung 15-18: Altersabhängig
Im Gegensatz zum Ergebnis der Online-Umfrage scheint es hier nach Altersklassen verschiedene Ansichten und Toleranzgrenzen zu geben. Grundsätzlich befürworten jüngere Leute einen Nacktwanderpfad eher als ältere.

Weiter fällt auf, dass es bei Leuten ab 60 weniger gleichgültige Meinungen gibt. Es würde zu weit gehen zu behaupten, der „Nacktwanderkonflikt” werde in den älteren Generationen ausgetragen. Allerdings ist es auffällig, dass sich auf den Wanderwegen vorwiegend ältere Leute über hüllenlose Wanderer empören, während die Nacktwanderer selbst dieser Generation angehören.

Bei 45-60-Jährigen ist der Prozentsatz der gleichgültigen Meinungen am grössten.

Frage: Würden Sie nacktwandern einmal ausprobieren?
Abbildung 19: ausprobieren
Zu Beginn meiner Arbeit wusste ich nicht, ob ich mich trauen würde, nackt zu wandern, daher interessierte mich diese Frage sehr.

Das Endresultat entspricht den ungefähren Erwartungen. Nur ein geringer Teil (ca. 7%) würde tatsächlich auf dem Wanderweg die Hüllen fallen lassen, aber es sind immerhin ein paar, die sich vielleicht trauen oder auf jeden Fall einmal das Nacktwandern ausprobieren würden. Erwartungsgemäss ist der Anteil der Männer grösser, nämlich mehr als doppelt so gross.

Nach Alter lässt sich das Nacktwanderinteresse der Befragten nicht einstufen, da zu wenig Leute befragt wurden und daher aus dem Alter der Befürworter keine allgemeinen Schlüsse gezogen werden können.

nach oben

6.5.2  Zusammengefasste Reaktionen in Wald

Das Echo in Wald war grundsätzlich positiver, als ich erwartet hatte. Zugegeben, vor der Aktion waren meine Helferinnen und ich gespannt und auch nervös, wie die Leute reagieren würden, doch nach den ersten Rückmeldungen legte sich das Nervenflattern bereits. Es war die Ausnahme, dass Leute heftig reagierten, wobei mir zwei negative Begegnungen besonders in Erinnerung bleiben werden:

Zusätzlich unter Druck, da sich der „Radio Top”-Moderator mir an die Fersen geheftet hatte, um Kommentare für den Beitrag aufzunehmen, sprach ich einen älteren Mann an. Ob er kurz Zeit hätte, denn ich würde ihm gerne ein paar Fragen zur Idee eines Nacktwanderweges in Wald stellen, ob er denn schon davon gehört habe. Darauf der Mann völlig erbost (ich weiss bis heute nicht, ob er meine Frage verstanden hat): „Eine solche Idee kann doch nur von einer Frau kommen! Typisch Frau! Sowas kann nur von einer Frau kommen!” Ich war so erschrocken, dass ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte und schwieg einfach, während er weiter redete. Auch der Redakteur schien verwirrt zu sein und hatte mit einem Lächeln nur den Kopf geschüttelt und anschliessend den Kommentar nicht für seinen Beitrag verwendet.

Eine andere gereizte Antwort gab eine ca. fünfzigjährige Frau, die im Übrigen im „Tele Top”-Beitrag vom 3. September 2011 zu sehen ist. Wenn ich doch schon in Wetzikon wohne, solle ich doch dort irgendetwas machen, sagte sie vor der Kamera. Zum Schluss verabschiedete sie sich und wünschte mir: „Ich hoffe für Sie, dass Sie Ihre Matur nicht bestehen.”

Aggressivität war jedoch selten und die meisten, denen die Idee „irgendwie nicht passte”, begründeten dies mit den ethischen Grundsätzen unserer Kultur und unserer Religion, wobei auch ein zehnminütiger Vortrag einer sehr gläubigen und liebenswürdigen Frau dazugehörte, die versuchte, mich „auf den rechten Weg” zu bringen. Es tat mir fast leid, dass sie aus ihrer Sicht keinen Erfolg erzielte.

Neben den kritischen Reaktionen gab es begeisterte Leute, wie der 91-jährige Herr Hess, der extra nach Wald gereist war, um mich dort zu treffen und mir zu meiner Idee zu gratulieren. Oder eine fröhliche Frau, die sich von der Idee ebenfalls begeistert zeigte und bereitwillig eine Proberunde laufen würde. Den ganzen Tag umsorgte sie uns mit Kuchen und Glace aus ihrem farbigen Kiosk und sorgte mit ihrer fröhlichen Art für gute Laune (siehe Bild).

Wunderbar fand ich auch, dass sich kurz vor 12 Uhr im Dorfkern ein Grüppchen gebildet hatte, das spontan anfing, über das Nacktwandern zu diskutieren und Argumente auszutauschen. Dabei war es nicht, wie man erwarten könnte, so, dass sich die Älteren eher gegen die Idee aussprachen, denn als ich an jenem Grüppchen vorbeiging, zwinkerte ein älterer Herr im Rollstuhl und meinte, wenn er noch könnte, dann würde er nackt wandern gehen.

Gerade das freute mich am meisten, wenn die Leute begannen, ernsthaft über das Nacktwandern nachzudenken und nicht aus Prinzip alles ablehnten. Das erlebten wir bei vielen Begegnungen, dass die Leute anfangs per se dagegen waren. Begann man dann die Beweggründe und die tatsächliche Einschränkung zu erläutern, verlief das Gespräch oft so, dass der Befragte schliesslich der Meinung war, dass es ihn nicht sehr stören würde, warum das Experiment also nicht wagen?

Sowohl auch diese Umfrage ist auf Grund der zu geringen Anzahl Befragter nicht repräsentativ in einem statistischen Sinn. Der direkte Kontakt zur Bevölkerung jedoch war für mich das, was die tatsächliche Meinung der „Aussenwelt“ am eindrücklichsten und realitätsgetreusten veranschaulichte. Zwar habe ich mit 147 Personen weit weniger Leute erreicht als bei der Online-Umfrage, trotzdem bekam ich durch das Gespräch mit den Menschen die Stimmung an besten mit.

Befragung

Abbildung 20: Fröhliche Frau in ihrem Kioskwagen

nach oben

7.  Fazit

Beleuchtet man das Nacktwandern aus verschiedenen Blickwinkeln, wird sichtbar, dass zwischen dessen Darstellung in den Medien und dessen Wahrnehmung in der Bevölkerung ein grosser Unterschied zum tatsächlichen „Nacktwanderer sein” besteht.

Im Laufe der Jahrhunderte, insbesondere im letzten Jahrhundert, ist zwar mit der Entstehung der Freikörperkultur und der weitgehenden Enttabuisierung in der 68er-Bewegung die Akzeptanz gegenüber Nacktheit und Freizügigkeit viel grösser geworden. Trotzdem wird Nacktheit heute noch oft sofort mit Sexualität verbunden. Dies führt dazu, dass die Nacktheit im öffentlichen Raum als unanständig oder gar bedrohlich wahrgenommen wird.

Die Bekanntschaft mit den beiden Nacktwanderern und meine eigene Wanderung bestätigten mir, dass zumindest bei den mir bekannten Nacktwanderern kein exhibitionistischer oder in irgendeiner Art sexueller Hintergedanke im Spiel ist. Beim Nacktwandern geht es um das intensive Erlebnis mit der Natur: Jeder Sonnenstrahl, jede Brise und jeder Nieselregen will auf der nackten Haut, dem grössten Sinnesorgan, wahrgenommen werden.

In den Medien wird die populistische Nacktheit aufgegriffen, weil daraus Geschichten entstehen, die gerne und oft gelesen werden. Gleichzeitig sorgt die Polarisierung von Nacktheit in unserer Gesellschaft für viele Reaktionen und heftige Diskussionen, wodurch dem Nacktwandern wiederum noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Im Hintergrund geht es bei den Diskussionen auch um den Schutz vor ungewollter Sexualität, was thematisiert werden muss, u. a. um sich über die Absichten solcher „füdliblutten“ Wanderer klar zu werden.

Trotzdem, wenn man die Zeitung aufschlägt und wieder einmal von einem Nacktwanderer zu lesen ist, muss man sich bewusst sein, dass „der Nacktwanderer” sehr selten ist und dass Konflikte auf Wanderwegen die Ausnahme sind. Nach meiner Auseinandersetzung würde ich sogar behaupten, dass das sogenannte „Nacktwanderproblem” in der Schweiz eine Inszenierung der Medien ist. Denn im Verhältnis zu den zwölf Schweizer Nacktwanderern, ist die Medienpräsenz überdimensional gross, was in der Bevölkerung den Eindruck einer mächtigen Szene hinterlässt. Diese Wahrnehmung wird zudem von Falschmeldungen in der Zeitung gestützt, wenn beispielsweise von „dutzendweisem” Auftauchen von Nackten im Alpstein gesprochen, oder der Namen eines einzigen Nacktwanderers permanent geändert wird. Wird man sich dieser Tatsachen bewusst, scheint die Aufregung mit darauffolgenden Verboten und Prozessen absurd zu sein.

Die Sensibilität bezüglich Nacktheit liess sich mit dem Vorschlag eines Nacktwanderweges sehr gut veranschaulichen. Es brauchte wenig, um eine grosse Diskussion auszulösen, und obwohl wenig konkrete Informationen vorlagen, reagierte die Öffentlichkeit.

Durch das Medieninteresse konnten viele Leute in weiten Teilen der Schweiz erreicht werden, was eine grosse Anzahl Umfrageteilnehmer, sowie viele weitere Reaktionen zur Folge hatte. So liess sich ein ansehnliches Bild der Meinungen und Standpunkte zum Nacktwanderweg und zum Nacktwandern machen, welches durch die Umfrage vor Ort und den direkten Kontakt mit den Leuten vervollständigt wurde.

Laut Umfrageergebnis ist die Befürwortung und Toleranz ausreichend, sodass die Entstehung eines Nacktwanderweges durchaus vorstellbar wäre. Dieser müsste sich aber nicht zwingend in Wald befinden, auch wenn ich von diesem Standort weiterhin überzeugt bin. Gemäss dem Onlineresultat und auch den Erfahrungen vom deutschen Nacktwanderpfad in der Harz würde der Weg auch bereitwillig genutzt werden.

Für mich persönlich war die Erfahrung, mich für dieses Projekt mit Herz und Seele einzusetzen, einzigartig und etwas, was ich in keiner Weise bedaure. Auch sonst möchte ich die Er-lebnisse während meiner Arbeit nicht missen. Die Auseinandersetzung mit Nacktwandern und FKK zeigte mir eine andere Weltanschauung, eine andere Lebensweise. Obwohl ich nach der kurzen „Testzeit“ dieser Lebensart, keine Nacktwanderin geworden bin, erscheint mir Naturismus als eine reizvolle Alternative zum „normalen” Leben.

nach oben

7.1  Rückblickend

Obwohl mir vor der Veröffentlichung bewusst war, dass es Reaktionen geben würde, war ich vom Ausmass überrascht und zunächst erfreut. So erhielt ich bereits am Mittwochabend viele Meinungen per Umfrageteilnahme, als Leserkommentar oder per Mail. Es war sehr interessant zu sehen, wie die Idee des Nacktwanderweges in der Öffentlichkeit ankommt und wie über das Nacktwandern gedacht wird.

Wendepunkt, als meine Stimmung von Freude zu Anspannung kippte, war der Donnerstagmorgen. Viele Medien versuchten, mich auf dem Handy zu erreichen, dabei sollte ich mich eigentlich auf den Unterricht konzentrieren. Ein Interview in der Pause, ein anderes in der nächsten. Dazu Anfragen für Radio- und Fernsehbeiträge, wovor ich grossen Respekt hatte, und mir gar nicht sicher war, ob ich dazu bereit war. Schliesslich musste ich mich nicht ent-scheiden, denn um zwölf Uhr standen beide Fernseh-Teams, „Tele Züri” und „Tele Top”, vor dem Klassenzimmer.

Viele Freunde meinten nachher, sie hätten mir nicht zugetraut, dass ich vor der Kamera den Nacktwanderweg erklären würde. Rückblickend muss ich sagen, dass mir Fernseh- und Radiointerviews lieber sind als Zeitungsartikel, denn in Video- oder Tonbandaufzeichnungen können Aussagen weniger verdreht werden. Im Anschluss an die Interviews mit Zeitungsjournalisten habe ich nie gewusst, in welchen Zusammenhang meine Aussage gestellt werden würde.

Grundsätzlich aber störte es mich wenig, wenn kritisiert wurde, solange die Kritik dem Nacktwanderweg galt und nicht meiner eigenen Person oder meinem Umfeld. Doch leider trat eben dies mit der Veröffentlichung des zweiten Tages-Anzeiger Artikels (75) am 2. September 2011 ein und die Belastung war für mich dementsprechend gross. Der Bericht enthielt zwar keine konkrete Kritik, jedoch wurden viele irrelevante Tatsachen aufgezeigt und falsch ausge-legt, sodass ich unglaubwürdig erschien. Ich habe das Gefühl, bei diesem Artikel stand das Konzept der Story von Beginn an fest. Natürlich hat mich Frau Pia Wertheimer angerufen, um sich nach der Idee des Nacktwanderwegs zu erkundigen und mir kritische Fragen zu stellen. Doch letzen Endes war es vielleicht egal, welche Auskunft ich gegeben habe, denn zentral war nicht meine Antwort, sondern wie die Journalistin meine Aussage darstellte, worauf sie alleine Einfluss nehmen konnte.

Das ursprüngliche Ziel der Veröffentlichung, nämlich dank der medialen Aufmerksamkeit, Meinungen aus weiten Teilen der Bevölkerung zu erhalten, wurde erreicht, auch wenn ich zeitweise Zweifel hatte, ob dies der richtige Weg dazu ist. Doch letzen Endes konnte ich viel mehr erkennen als „nur“ die Stimmungslage bezüglich eines Nacktwanderweges. Ich habe erlebt, wie Medien arbeiten, wie genau sie sich informieren und konnte daraus auch Schlüsse bezüglich der Medienreaktionen vor drei Jahren im Appenzell ziehen. Zudem ist mir bewusst geworden, wie Nacktheit polarisiert und wie schnell sie die Gemüter erhitzt. Ich werde viele Erfahrungen, u.a. im Umgang mit Medien, mitnehmen, denn diese intensive Zeit wird mir wahrscheinlich ein Leben lang in Erinnerung bleiben.

nach oben

8.  Danksagung

Die vorliegende Maturitätsarbeit entstand zwischen März 2011 und dem 24. Oktober 2011 unter der Betreuung von Jürg Berthold.

Sich über ein halbes Jahr lang intensiv und auf allen Ebenen mit einem Thema zu beschäftigen, hat viele Herausforderungen und Chancen zugleich geboten. Ich durfte in dieser Zeit viele liebenswürdige Menschen kennenlernen, meinen Horizont erweitern, Spannendes erkennen und viele unbezahlbare Erfahrungen und Erinnerungen sammeln.

Mein Dank geht an Puistola Grottenpösch und Ursina*, den beiden Nacktwanderern, die mich in ihr Hobby einführten. Dank euch konnte ich eine etwas andere Welt kennen lernen.

Danken möchte ich allen Freunden, Klassenkameraden, Lehrern, und vor allem meinen Eltern, die mich immer unterstützt haben, auch während der Phase, als mich die mediale Aufmerksamkeit stark unter Druck setzte. In dieser intensiven Zeit war es manchmal schwierig Abstand zu gewinnen, umso wichtiger waren mir Leute, die mir nahe- und beistanden.

Ebenso bedanken mochte ich mich bei Michal und Noëvmi, die auch nach der Einschaltung der Medien weiterhin bereit waren, mich bei der Befragung in Wald zu unterstutzen. Speziell erwähnen mochte ich Yvonne Weissberg, die uns dort eine willkommene Abwechslung bescherte und sich mit einem LeserInnenbrief im Tagesanzeiger offentlich fur mich stark machte.

Ein spezieller Dank geht an meinen Betreuer, Jürg Berthold, dessen Denkanstösse mir jeweils aus der Sackgasse halfen, mich zum Nachdenken anregten und auf interessante Ideen und Erkenntnisse brachten.

Euch allen ein herzliches Dankeschön!

nach oben

9.  Nachweise / Quellenangaben

(1) - Film: SF: „Die Geschichte der Naturisten-Bewegung”
(2) - Jean-Claude Bologne: „Nacktheit und Prüderie”, 91.
(3) - Zitiert: Arzt William Acon; 1857. In: Manfred Scheuch: „Nackt”, 14.
(4) - Manfred Scheuch: „Nackt”, 14.
(5) - Jean-Claude Bologne: „Nacktheit und Prüderie”, 87.
(6) - Manfred Scheuch: „Nackt”, 15.
(7) - Jean-Claude Bologne: „Nacktheit und Prüderie – Eine Geschichte des Schamgefühls”, 47- 49.
(8) - Zitiert: Manfred Scheuch: „Nackt”, 13.
(9) - Manfred Scheuch: „Nackt”, 15-20.
(10) - Zitiert: Ulrich Linse: „Wir sind nackt und nennen uns Du”, 11.
(11) - Zitiert: natuerlich-online.ch; 18.08.2011
(12) - Ulrich Linse: „Wir sind nackt und nennen uns Du”, 10-15.
(13) - natuerlich-online.ch; 03.10.2011
(14) - Zitiert: Michael Andritzky: „Wir sind nackt und nennen uns Du”, 52.
(15) - Zitiert: natuerlich-online.ch; 18.08.2011
(16) - Zitiert: Ulrich Linse: „Wir sind nackt und nennen uns Du”, 17.
(17) - Ulrich Linse: „Wir sind nackt und nennen uns Du”, 18.
(18) - Manfred Scheuch: „Nackt”, 15.
(19) - Zitiert: Michael Andritzky: „Wir sind nackt und nennen uns Du”, 51.
(20) - „Wir sind nackt und nennen uns Du”, 52.
(21) - Manfred Scheuch: „Nackt”, 77.
(22) - Manfred Scheuch: „Nackt”, 79.
(23) - Viktoria Schmidt Lindenhof: „Wir sind nackt und nennen uns Du”, 127.
(24) - Zitiert: Manfred Scheuch: „Nackt”, 85.
(25) - Zitiert: Manfred Scheuch: „Nackt”, 89.
(26) - Manfred Scheuch: „Nackt”, 85-89.
(27) - Michael Andritzky: „Wir sind nackt und nennen uns Du”, 7.
(28) - Zitiert: Richard Ungewitter: „Die Nacktheit” (1907). In: „Wir sind nackt und nennen uns du”, 142.
(29) - Richard Ungewitter: „Die Nacktheit” (1907). In: „Wir sind nackt und nennen uns du”, 142.
(30) - Dietger Pforte: „Wir sind nackt und nennen uns Du”, 133.
(31) - Wikipedia: Hans Surén; 16.09.2011
(32) - Dietger Pforte: „Wir sind nackt und nennen uns Du”, 130-133.
(33) - Wikipedia: Hans Surén; 16.09.2011
(34) - Dietger Pforte: „Wir sind nackt und nennen uns Du”, 132.
(35) - Film: videogold.de/geschichte-des-fkk/ ;23.09.2011.
(36) - Wikipedia: Hans Surén; 16.09.2011
(37) - Giselher Spitzer: „Wir sind nackt und nennen uns Du”, 146-149.
(38) - „Syltmagazin”, 1987. In: „Wir sind nackt und nennen uns Du”; S. 162.
(39) - A23-25. (Die Angabe verweist auf die im Anhang abgedruckten Zeitungsartikel. Die Quellenangaben zu diesen Artikeln erschliesst sich über die chronologisch geordnete Sammlung im Teil B der Bibliographie.)
(40) - snu-uns.ch; 12.10.2011
(41) - A28
(42) - Naturismus.ch; 15.09.2011
(43) - NZZ.ch;22.10.2011
(44) - A26
(45) - NZZ am Sonntag ; Rubrik »Externe Standpunkte«
(46) - Zitiert: A27
(47) - A27
(48) - Zitiert: Art. 15 des Übertretungsstrafgesetzes vom 30. April 2006 mit Revision gemäss Landsgemeindebeschluss vom 26. April 2009 (ÜStG/AI; innerhodische Gesetzessammlung Nr. 311.000). In: Jusletter.
(49) - Jusletter: „Anmerkungen zum Appenzeller Nacktwanderverbot”, Stefan Meichssner; 15.08.2011
(50) - Zitiert: Art. 19 des Gesetzes über das kantonale Strafrecht vom 25. April 1982 mit Nachtrag vom 26. Juni 2006 (ÜStG/AR; ausserhodische Gesetzessammlung Nr. 311). In: Jusletter.
(51) - A29
(52) - nytimes.com; 08.10.2011
(53) - A28
(54) - tagesanzeiger.ch, „Nacktwanderer vor Bundesgericht”; 18.09.2011
(55) - Medienmitteilung des Obergerichts Appenzell AR vom 20. Januar 2011
(56) - Art. 123 Rz. 2. In: Jusletter
(57) - Zitiert: Jusletter: „Anmerkungen zum Appenzeller Nacktwanderverbot”, Stefan Meichssner; 15.08.2011
(58) - Jusletter: „Anmerkungen zum Appenzeller Nacktwanderverbot”, Stefan Meichssner; 15.08.2011.
(59) - A31
(60) - Wikipedia: Stephen Gough; 08.10.2011
(61) - Zitiert: „Nacktwandern”, Nicole Wunram
(62) - A32
(63) - A31
(64) - A52
(65) - A34
(66) - A35
(67) - A40, 42 43
(68) - Wikipedia: Exhibitionismus; 11.10.2011
(69) - A38 („Wenn dann ohne Schuhe”)
(70) - A39
(71) - A41
(72) - A13-20
(73) - A2, 3
(74) - Zitat einer 18-Jährigen Befragten aus Wald (Im „Tele Top”-Beitrag vom 3. September 2011)
(75) - A35

 

Zeitungen