Wanderbericht  —  Undeloh

Wie im Vorjahr wollte ich auf dem Weg zum FKK-Campingplatz Ostsee einen Zwischenhalt am Naturistenwanderweg in Undeloh einlegen. Das Wetter der vergangenen Tage und auch die Wettervorhersage für Donnerstag, den 30. Juli 2015, hätten sicherlich viele textile Wanderer davon abgehalten, vor die Tür zu gehen, und auch ich zweifelte auf der Fahrt auf der A1 von Bremen in Richtung Hamburg, ob ich das Wagnis auf mich nehmen solle. Doch kurz vor der Autobahnabfahrt Heidenau waren die Zweifel besiegt, und dank der auf der Homepage www.naturistenweg.de verfügbaren exzellenten Anfahrtsbeschreibung erreichte ich ohne Unterstützung eines Navigationssystems den Startparkplatz.

Dort standen fünf andere Fahrzeuge, wobei bei einem gerade der bekleidete Fahrer und bei einem anderen zwei bekleidete Insassen erschienen und wegfuhren. Ein drittes Fahrzeug gehörte offenbar zu einer Familie, denn bevor ich mich - nur noch mit Schuhen, Outdoorhut und Rucksack bekleidet - auf den Weg machte, kam ein Kind mit dem Fahrrad auf dem Parkplatz an und rief dem nachkommenden Familienmitgliedern zu, dass es hier unter den Bäumen trocken sei.
Der wasserabweisende Hut mit seiner breiten Krempe sollte die ersten 45 Minuten wertvolle Dienste leisten, denn solange regnete es ununterbrochen. Ab und zu musste man ziemlich aufpassen, wohin man seine Füsse setzte, um nicht auszurutschen. Stellenweise konnte man den Eindruck gewinnen, dass man in der Lüneburger Heide auf den Reisanbau umgestiegen sei, ähnelten von riesigen Pfützen übersäten Wege doch eher Reisterrassen.
Die zuvor auf einem Tintenstrahldrucker ausgedruckte Karte des Waldgebietes ließ ich lieber zusammengefaltet im Rucksack, da sie bei jedem Herausnehmen einen Teil der Farbe an die vom Regen durchnässten Hände abgab. Zum Glück hatte ich in einer Outdoor-Karten-App noch die Wegpunkte vom letzten Jahr gespeichert und konnte mich daran orientieren. So nach und nach kam auch die Erinnerung über die einzelnen Streckenabschnitte zurück.

Nach ca. 2 km dann die erste Begegnung im Wald: eine einzelne textile Wanderin erwiderte den Gruß freundlich und ging ihres Weges. Nach ca. 30 Minuten wurde der Regen weniger, und zwischendurch kam sogar die Sonne raus, auch wenn sie noch nicht die Kraft hatte, Schatten zu werfen. Nach insgesamt einer Stunde Wanderzeit konnte sich die Sonne dauerhaft einen Weg durch die bis dahin dominierenden Wolken bahnen, und die Temperatur von anfänglich 14 Grad Celsius stieg in Richtung 16 Grad.

Auf der zweiten Hälfte des Weges, der mit dem Europäischen Fernwanderweg E1 zusammenfällt, kam mir ein von einem Hund begleiteter Jogger entgegen, der den Gruß auch freundlich erwiderte. Die ins Unterholz scheinende Sonne ließ die Feuchtigkeit verdunsten, so dass Nebelschwaden aufstiegen.
Nach ca. 8 km erblickte ich nach einer Abzweigung voraus eine Gruppe von vier Erwachsenen mit Hund, die ich langsam aber sicher einholte. Als ich ca. 200 m hinter ihnen war, drehten sie sich um und kamen mir entgegen. Nach der Begrüssung erklärten sie, dass sie die ersten 2 km auch nackt gewandert seien, sich nach einem Regenguss zunächst untergestellt, dann aber „geschwächelt” und sich für das Weiterwandern in Bekleidung entschieden hätten. In der Handhielten sie die bebilderte Wegbeschreibung von der Homepage.

Nach gut 1¾ Stunden gelangte ich auf den gemeinsamen Teil des Weges zurück und erreichte schließlich nach knapp 2 Stunden wieder den Parkplatz.

Fazit: wenn man sich gleichmässig bewegt, sind auch Temperaturen von 14 bis 16 Grad Celsius und Regen auszuhalten.

Text und Bilder: © Martin Bruns
„Nebel” „Reisterrassen”


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